Das Monkeypox-Virus (MPVX) weist zwei genetische Kladen (I und II) auf. Das internationale Mpox-Geschehen seit Mai 2022 geht auf Klade IIb zurück. Infektionen der Klade I hingegen wurden bislang ausschließlich in Zentralafrika beobachtet, darunter auch in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Berichte aus humanen Fallserien, aber auch Tierversuchen weisen darauf hin, dass mit Klade I durchschnittlich eher schwerere Krankheitsverläufe assoziiert sind. Infektionen im internationalen Mpox-Ausbruchsgeschehen seit Mai 2022 (Klade IIb) sind bislang ganz überwiegend durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung im Rahmen sexueller Aktivitäten, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), bestimmt. Dieser Transmissionsweg war für Klade I bisher noch nicht beschrieben.
Nach Angaben der WHO gibt es seit Anfang 2023 einen großen Mpox-Ausbruch durch Viren der Klade I in der Demokratischen Republik Kongo, mit mehr als 13.000 vermuteten Infizierten und rund 600 Todesfällen (siehe Situationsreport der WHO vom 22.12.2023). Im Rahmen dieses Ausbruchsgeschehens hat die DRK von einem Fall eines in Belgien lebenden Mannes berichtet, der nach DRK gereist ist und bei dem am Einreisetag eine Mpox-Infektion der Klade I diagnostiziert wurde (siehe Informationen der WHO vom 23.11.2023). Der Mann berichtete von sexuellen Aktivitäten mit Männern sowohl in Belgien als auch in der DRK. Eine genauere Fallbeschreibung legt nahe, dass der Mann in Belgien – vor seiner Einreise in die DRK – sexuellen Kontakt zu einem Mann hatte, der häufig in die DRK reist und dort eine Mpox-Infektion mit der Klade I erworben haben könnte. Weitere Untersuchungen ergaben ein Cluster von Fällen mit sexuellen Kontakten zum Indexfall und sexueller Übertragung in der DRK (5 Männer, 1 Frau). Die WHO weist zusätzlich auf Fälle von Mpox unter Sexarbeiter*innen hin sowie auf einer vom Cluster epidemiologisch unabhängigen Mpox-Infektion mit Klade I bei einem MSM.
Die sexuelle Übertragbarkeit von Klade I-Viren wurde hiermit zum ersten Mal dokumentiert, ist aber nicht gänzlich unerwartet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die diagnostischen, therapeutischen und Impf-Kapazitäten in der DRK deutlich eingeschränkter sind als etwa in Deutschland, was möglicherweise auch ein Grund für die bisher dokumentierten schwereren Krankheitsverläufe durch Klade I sein könnte. Die Datenlage dazu, und insbesondere bei einem sexuellen Übertragungsweg, ist aber noch nicht ausreichend.
In Deutschland wurden im Ausbruchsgeschehen seit Mai 2022 bislang nur Infektionen mit Klade IIb berichtet, keine mit Klade I (siehe auch Situationsbeschreibung Mpox in Deutschland). Das RKI geht aktuell nicht von einer erhöhten Gefährdung in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber weiter sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an.
Für die medizinische Versorgung und den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland ergeben sich zunächst keine anderen Maßnahmen aus der Tatsache, dass Klade I auch sexuell übertragbar ist. Die Diagnostik, Behandlung und auch die Indikation zur Impfung unterscheiden sich zwischen Klade I und II nicht. Dies gilt auch für die weiteren Maßnahmen zum Infektionsschutz.
Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten hat eine entsprechende Risikobewertung (5.12.2023) veröffentlicht.
Stand: 22.12.2023