Abstract:
Hintergrund: Regionale Deprivationsindizes erlauben, Zusammenhänge zwischen sozialer Benachteiligung und
Gesundheit mit Daten zu analysieren, die selbst keine Information über die sozioökonomische Position der Individuen
enthalten. Der vorliegende Beitrag stellt die Revision des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) vor
und präsentiert beispielhaft Zusammenhänge mit der Lebenserwartung sowie altersstandardisierten Herz-Kreislauf-
Mortalitätsraten und Krebsinzidenzen.
Methode: Der GISD misst das Ausmaß sozioökonomischer Deprivation anhand von Information der Bildungs-,
Beschäftigungs- und Einkommenssituation in Kreisen und Gemeinden aus der Datenbank INKAR. Die Indikatoren
werden über Hauptkomponentenanalysen gewichtet. Die regionale Verteilung wird kartografisch dargestellt,
Zusammenhangsanalysen auf regionaler Ebene werden präsentiert.
Ergebnisse: Die Hauptkomponentenanalysen bezeugen mittlere bis hohe Ladungen der eingesetzten Indikatoren auf
den Teildimensionen des Indexes. Zusammenhangsanalysen zeigen, dass Männer in Kreisen mit der niedrigsten
Deprivation eine etwa sechs Jahre, Frauen eine bis zu drei Jahre längere mittlere Lebenserwartung aufweisen als
Personen aus Kreisen mit der höchsten Deprivation. Ein ähnlicher sozialer Gradient zeigt sich bei der Herz-Kreislauf-
Mortalität und Lungenkrebsinzidenz.
Schlussfolgerungen: Der GISD leistet einen wichtigen Beitrag zur Analyse regional ungleicher Verteilungen von
Gesundheitszuständen, Krankheiten und deren Einflussfaktoren.