Rechenverfahren zur Herstellung vergleichbarer epidemiologischer Maßzahlen (s. epidemiologische Maßzahlen) für strukturell verschiedene Gesamtheiten (insbesondere Personenmengen, Bezugsbevölkerungen).
Der Strukturunterschied der Bevölkerung kann z.B. bezüglich des Alters-, des Geschlechts und/oder anderer Merkmale bestehen. Die Standardisierung nach Alter kommt besonders häufig vor, da die Angabe i.a. verfügbar ist und das Alter eigentlich bei allen Gesundheitsproblemen eine Rolle spielt. Man unterscheidet die sog. Studienbevölkerung , das ist die gerade untersuchte, und die Standardbevölkerung. Diese umfasst in der Regel 100.000 Personen und bildet dann eine für viele Betrachtungen einheitliche Struktur ab.
Am Beispiel von Sterberaten (Mortalitätsraten) sollen direkte und indirekte Standardisierung erläutert werden.
Betrachten wir die Anzahlen Gestorbener nach Alter (z.B. 1993 in Deutschland) Stud.Gest.Alt.gr.(i), wobei i die Altersklasse bezeichnet.
Stud.Bev.Alt.gr.(i) seien die Anzahlen der entsprechenden Studienbevölkerung (hier dann mittlere Bevölkerung Deutschlands 1993) nach denselben Altersgruppen. Dann sind
Stud.mort.Alt.gr.(i) = Stud.Gest.Alt.gr.(i) / Stud.Bev.Alt.gr.(i) *100.000
die altersspezifischen Sterberaten der Studienbevölkerung (mit der i.a. üblichen Maßeinheit "pro 100.000 der Bevölkerung"; es kann aber auch mit anderem Maß gerechnet werden z.B. "pro 1.000").
Die direkte Standardisierung liefert als Ergebnis die standardisierte Sterberate Mort.direkt.stand., das ist die mit den Anteilswerten der Altersklassen in der Standardbevölkerung Stand.Bev.Ant.Alt.gr.(i) gewichtete Summe der altersspezifischen Sterberaten Stud.mort.Alt.gr.(i) der Studienbevölkerung. Diese hat wieder als Maßeinheit "pro 100.000 der Bevölkerung" und ist ein Maß dafür, wie vielen Gestorbenen von (den) 100.000 Personen in der Struktur der Standardbevölkerung die "Sterbeverhältnisse" der Studienbevölkerung entsprechen:
Mort.direkt.stand.= Summe über[Stud.mort.Alt.gr.(i) * Stand.Bev.Ant.Alt.gr.(i)]
Bei der indirekten Standardisierung werden die alterspezifischen Sterberaten einer Standardbevölkerung Stand.mort.Alt.gr.(i) mit den Altersgruppenanteilen Stud.Bev.Ant.Alt.gr.(i) der Studienbevölkerung gewichtet aufsummiert. Als Ergebnis erhält man die Anzahl Gestorbener Mort.indirekt.Stand., die in der Studienbevölkerung (pro 100.000) zu zählen wären, wenn die Sterbeverhältnisse denen der Standardbevölkerung entsprächen. Aus dem Vergleich mit der in der Studienbevölkerung wirklich gezählten Gestorbenen (pro 100.000) kann man auf Unterschiede der "Sterbeverhältnisse" schließen. Diese Methode wird angewandt, wenn keine altersspezifischen Sterberaten der Studienbevölkerung vorliegen.
Mort.indirekt.Stand. = Summe über [Stand.mort.Alt.gr.(i) * Stud.Bev.Ant.Alt.gr.(i)]
Eine in der Gesundheitsberichterstattung (GBE) häufig zur Altersstandardisierung verwendete Standardbevölkerung ist eine sog. Europäische Standardbevölkerung.