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Themenblatt: Konzeptionelle Ansätze von Präventionsmaßnahmen

Kernaussagen

  • Laut SkAP-Projekt (2016) verfolgen die meisten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht einen Ansatz, der sowohl die Verhältnisse im Setting als auch das Verhalten der Zielgruppe adressiert.
  • Ernährung, körperliche Aktivität und psychische Gesundheit sind die von den Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht am häufigsten adressierten Themen.
  • Im Setting Kita erfolgen die Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht zumeist durch Informationsmaterialien, Kurse und Schulungen.

Hintergrund

Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung können einen wichtigen Beitrag leisten, um der Entwicklung von Adipositas im frühen Kindesalter vorzubeugen. Systematische Übersichtsarbeiten zeigen, dass solche Maßnahmen einen positiven Effekt auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Kindern haben können [1-4]. Ein direkter Einfluss auf das Körpergewicht der Kinder konnte bisher hingegen nur selten beobachtet werden [4-6]. Grundsätzlich besteht hinsichtlich der Frage, welche Interventionen für welche Zielgruppen wirkungsvoll sind, weiterhin Forschungsbedarf. Bestimmte Kriterien präventiver Aktivitäten werden von Expertinnen und Experten jedoch als erfolgsversprechend betrachtet. Hierzu zählen die aktive Beteiligung der Eltern und Kinder, die Kombination verschiedener Inhalte (z. B. Ernährung und Bewegung) sowie eine theoretisch-konzeptionelle Grundlage der Maßnahme [1, 4]. Die Kombination von verhaltenspräventiven Ansätzen mit Maßnahmen der Verhältnisprävention, welche die (adipogene) Umwelt der Kinder adressieren, gilt als besonders vielversprech­end [7]. Orientierung bei der Planung und Umsetzung präventiver Maßnahmen bieten Praxisdatenbanken mit Beispielen guter Praxisprojekte (z. B. des Kooperationsverbundes „Gesundheitliche Chancengleichheit“ [8]) und die Qualitätskriterien für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen [9]. Die in Deutschland existierenden Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung mit Bezug zu Adipositas im Kindesalter sind vielfältig. Sie reichen von Projekten in einzelnen Einrichtungen bis hin zu politischen Gesamtprogrammen und nutzen unterschiedliche Lebenswelten von Kindern wie Kita, Familie oder Wohnumgeb­ung. Aufgrund der hohen Heterogenität der Maßnahmen, die von verschiedenen Trägern durchgeführt werden, und der dezentralen Förderstruktur, ist es schwierig einen Überblick über bestehende Projekte und deren Charakteristika zu erhalten [10]. Hier setzte das Projekt „Systematisierung konzeptioneller Ansätze zur Prävention von Kinderübergewicht in Lebenswelten“ (SkAP) an, dessen Ziel es war, eine systematische Übersicht zu Präventionsansätzen mit Bezug zu Kinderübergewicht in den Settings Familie, Kita, Schule und Kommune zu erstellen und so mögliche Handlungsbedarfe zu identifizieren [10-12].

Indikatoren und Datenquellen

Indikatoren sind der Kontextbezug (Indikator H.3.1), die inhaltliche Ausrichtung (Indikator H.3.2), die verwendeten Methoden (Indikator H.3.3) und die Multimoda­lität der Ansätze (Indikator H.3.4) von Maßnahmen zur Prävention von Kinder­übergewicht. Datenquelle ist das SkAP-Projekt, das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert, durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) koordiniert und an dem acht Hochschulen zwischen Juli 2015 und Dezember 2016 beteiligt waren [10]. Im Rahmen des SkAP-Projektes erfolgte eine systematische Recherche nach in Deutschland umgesetzten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht. Daran anschließend wurden anhand eines zuvor definierten Kriterienkataloges die konzeptionellen Ansätze der Projekte mittels Dokumentenanalyse und einer Onlinebefragung erfasst und systemati­siert. In diesem Themenblatt werden Kennzahlen berichtet, die für das Kita-Alter (0-6 Jahre) relevant sind.

Ergebnisse

Im Rahmen des SkAP-Projektes (2016) wurden auf Basis einer identifizierten Gesamtanzahl von 522 Interventionen insgesamt 233 Maßnahmen in die differenzierte Analyse einbezogen. 83 % (30) der Maßnahmen im Setting Familie erreichten Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren; im Setting Kita erreichten 100 % (52) und im Setting Kommune 65% (42) der Maßnahmen Kinder in der Altersgruppe 0 bis 6 Jahre (ohne Darstellung). Die im Folgenden dargestellten Indikatoren beziehen sich auf alle Maßnahmen ohne Einschränkung der Altersgruppe. Die Ergebnisse des SkAP-Projektes (2016) zeigen, dass Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht in allen Settings am häufigsten einen Mischansatz verfolgen, also die Verhältnisse in der Lebenswelt und das Verhalten der Zielgruppe adressieren (Indikator H.3.1). Ausschließlich verhaltensbezogene Ansätze verfolgen 27 % der Maßnahmen im Setting Kita, 18 % der Maßnahmen im Setting Familie und 14 % der Maßnahmen im Setting Kommune. Einen ausschließlich verhältnisbezogenen Ansatz weisen 8 % der Maßnahmen im Setting Kita, 4 % der Maßnahmen im Setting Familie und 2 % der Maßnahmen im Setting Kommune auf.

Informationsgrafik: Kontextbezug der im Rahmen des SkAP-Projektes charakterisierten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht nach Setting (in Prozent). Quelle: © RKI

Ernährung, körperliche Aktivität und psychische Gesundheit waren laut SkAP-Projekt (2016) die am häufigsten in Maßnahmen zur Prävention von Kinderüber­gewicht adressierten Themen (Indikator H.3.2). In Kitas beschäftigen sich 83 % der Maßnahmen mit dem Thema Ernährung und 67 % der Maßnahmen mit dem Thema körperliche Aktivität (Mehrfachnennungen möglich). 37 % der Maßnahmen in Kitas adressieren das Thema psychische Gesundheit. Bei Maßnahmen im Setting Familie betragen die entsprechenden Anteile 60 %, 43 % und 57 %, im Setting Kommune 83 %, 93 % und 60 %. Im Setting Familie wurde darüber hinaus häufig (40 %) das Thema Lebenskompetenz adressiert.

Informationsgrafik: Inhaltliche Ausrichtung der im Rahmen des SkAP-Projektes charakterisierten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht nach Setting (in Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Quelle: © RKI

Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht im Setting Kita basieren laut SkAP-Projekt (2016) am häufigsten auf Informationsmaterialien (60 %) oder Kursen bzw. Trainings (52 %) (Indikator H.3.3). Maßnahmen, die in erster Linie die Familie adressieren, zielen häufig auf Beratungsangebote (73 %) ab. Im Setting Kommune spielt laut SkAP vor allem die Strukturentwicklung (79 %) eine Rolle, womit die Schaffung gesundheitsfördernder Bedingungen und Strukturen im Setting gemeint ist.

Informationsgrafik: Interventionsmethodik der im Rahmen des SkAP-Projektes charakterisierten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht nach Setting (in Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Quelle: © RKI

Darüber hinaus wurde erfasst, ob Maßnahmen settingübergreifend durchgeführt werden (Multimodalität). Dies ist laut SkAP-Projekt (2016) bei 62 % der Maßnahmen in Kitas der Fall, bei 74 % der Maßnahmen im Setting Familie und bei 33 % der Maßnahmen im Setting Kommune (Indikator H.3.4). Multimodale Maßnahmen wurden dem Setting zugeordnet, in dem die zentrale Koordination erfolgte.

Informationsgrafik: Anteil der im Rahmen des SkAP-Projektes charakterisierten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht, die lebensweltübergreifend ausgerichtet sind, nach koordinierendem Setting (in Prozent). Quelle: © RKI

Einordnung der Ergebnisse

Familie, Kita und Kommune bilden das Umfeld, in dem Kinder im Kita-Alter gesundheitsförderliches Verhalten lernen und leben können und eignen sich in besonderer Weise dafür, Maßnahmen der Adipositasprävention und Gesundheits­förderung umzusetzen. Laut SkAP-Projekt (2016) verfolgen die meisten Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht einen Ansatz, der verhaltens- und verhältnispräventive Elemente kombiniert. Die meisten Maßnahmen fokussieren dabei auf die Themen Ernährung und Bewegung sowie psychische Gesundheit. Während in Kitas vor allem Kurse und Informationsmaterialien Anwendung finden, spielen bei Maßnahmen in Familien insbesondere Beratungsangebote eine Rolle. Im Setting Kommune zielen Maßnahmen häufig auf die Strukturentwicklung ab.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist darauf zu achten, dass es sich bei den Auswertungen des SkAP-Projektes nicht um eine Vollerhebung handelt [10]. Trotz dieser Limitation liefern die Kennzahlen wichtige Hinweise auf Struktur und Konzeption der Maßnahmen zur Prävention von Kinderübergewicht in Deutschland. Diese lagen zuvor nicht in systematisierter und trägerübergreifender Form vor (siehe Themenblatt: Maßnahmen in Kitas).

Basierend auf diesen Erkenntnissen konnten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung von Vernetzung und Qualität der Maßnahmen formuliert werden [10]. So wird beispielsweise gefordert, die Entwicklung geeigneter Maßnahmen gezielt zu fördern, indem eine entsprechende Infrastruktur, beispielsweise durch die Einführung von Beratungs- und Clearingstellen, aufgebaut wird und evidenz­basierte Planungsverfahren eingeführt werden. Darüber hinaus sollten settingübergreifende Ansätze ausgebaut sowie Eltern und Kinder bei der Planung, Durchführung und Bewertung von Maßnahmen einbezogen werden. Nicht zuletzt könnte eine regelmäßige und systematische Erfassung entsprechender Maßnahmen ein Baustein für die Weiterentwicklung von adipositaspräventiver und gesundheitsförderlicher Maßnahmen sein [10].

Infobox: Prävention und Gesundheitsförderung

Prävention umfasst alle Aktivitäten mit dem Ziel, Erkrankungen zu vermeiden, zu verzögern oder weniger wahrscheinlich zu machen: Es geht darum, Risikofaktoren und Belastungen zu verringern. Präventionsansätze unterscheiden sich hinsichtlich der zeitlichen Perspektive im Krankheitsverlauf: vor Krankheitsbeginn (Primärprävention), im Frühstadium einer Erkrankung (Sekundärprävention) und bei einer bereits bestehenden Krankheit (Tertiärprävention). Gesundheitsförderung zielt darauf ab, personale, soziale und materielle Ressourcen für die Gesunderhaltung zu stärken. Menschen sollen befähigt werden, durch selbstbestimmtes Handeln ihre Gesundheitschancen zu erhöhen. Zudem sollen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen gesundheitsförderlicher gestaltet werden [13].

Literatur

  1. Hesketh KD, Campbell KJ (2010) Interventions to prevent obesity in 0-5 year olds: an updated systematic review of the literature. Obesity 18 (Supplement 1): S27-S35
  2. Mikkelsen MV, Husby S, Skov LR, Perez-Cueto FJ (2014) A systematic review of types of healthy eating interventions in preschools. Nutrition Journal 13: 56
  3. Sisson SB, Krampe M, Anundson K, Castle S (2016) Obesity prevention and obesogenic behavior interventions in child care: A systematic review. Preventive Medicine 87 (Supplement C): 57-69
  4. Steenbock B, Pischke C, Schönbach J, Pöttgen S, Brand T (2014) Wie wirksam sind ernährungs- und bewegungsbezogene primärpräventive Interventionen im Setting Kita? Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 58: 609-619
  5. Peirson L, Fitzpatrick-Lewis D, Morrison K, Ciliska D, Kenny M, Ali MU, et al. (2015) Prevention of overweight and obesity in children and youth: a systematic review and meta-analysis. Canadian Medical Association Open Access Journal 3 (1): E23-E33
  6. Bleich SN, Segal J, Wu Y, Wilson R, Wang Y (2013) Systematic review of community-based childhood obesity prevention studies. Pediatrics 132 (1): e201-e210
  7. Weihrauch-Blüher S, Kromeyer-Hauschild K, Graf C, Widhalm K, Korsten-Reck U, Jödicke B, et al. (2018) Current guidelines for obesity prevention in childhood and adolescence. Obesity Facts 11 (3): 263-276
  8. Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (2018) Praxisdatenbank Gesundheitliche Chancengleichheit. www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/praxisdatenbank (Stand: 05.09.2018)
  9. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2010) Qualitätskriterien für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. BZgA, Köln
  10. Babitsch B, Geene R, Hassel H, Kliche T, Paulus P, Quilling E, et al. (2018) Systematisierung konzeptioneller Ansätze zur Prävention von Kinderübergewicht in Lebenswelten (SkAP): Abschlussbericht. www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/Publikationen/Praevention/abschlussbericht/SkAP_Abschlussbericht_mit_Anhang.pdf (Stand: 13.12.2018)
  11. Babitsch B, Geene R, Hassel H, Kliche T, Bacchetta B, Baltes S, et al. (2016) Kriterienkatalog zur Systematisierung konzeptioneller Ansätze in der universellen Prävention von Kinderübergewicht. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 59 (11): 1415-1422
  12. Dadaczynski K, Quilling E, Walter U (Hrsg.) (2018) Übergewichtsprävention im Kindes- und Jugendalter. Grundlagen, Strategien und Interventionskonzepte in Lebenswelten. Hogrefe, Göttingen
  13. Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.) (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. RKI, Berlin

Stand: 04.07.2019

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