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Themenblatt: Lebensmittelpreise

Kernaussagen

  • Lebensmittelpreise können das Konsumverhalten beeinflussen und somit für die Adipositasprävention relevant sein.
  • Laut Verbraucherpreisindex waren Obst und Gemüse in den vergangenen Jahren häufig von überdurchschnittlichen Teuerungsraten betroffen.
  • Die Preise von Süßwaren und Fertiggerichten sind in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben.

Hintergrund

“Make the healthier choice the easier choice” – die gesundheitsgerechtere Entscheidung zur leichteren Entscheidung zu machen, ist eine der grundlegenden Forderungen von Public Health [1]. Auch in der Adipositasprävention gilt dieser Grundsatz, wenn es z. B. darum geht, eine ausgewogene Ernährung bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Kaufentscheidungen für oder gegen bestimmte Lebensmittel hängen nicht nur von Geschmackspräferenzen, gelernten Konsummustern oder dem erwarteten gesundheitlichen Nutzen eines Produktes ab, sondern auch von dessen Preis [2, 3]. Das ist in besonderem Maße bei finanziell schlechter gestellten Familien der Fall (siehe Themenblatt: Armut). Einige Studien zeigen, dass gesündere Ernährungsmuster – auch in Deutschland – meistens teurer sind als ihre ungesünderen Alternativen [4-7]. Gerade energiedichte Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an zugesetztem Fett oder Zucker kosten pro Kalorie oft weniger als zum häufigen Verzehr empfohlene Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse oder Vollkornprodukte [8]. Daher können die Preise von Lebensmitteln für die Prävention von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen relevant sein.

Indikatoren und Datenquellen

Indikator für die Lebensmittelpreise sind die Verbraucherpreisindizes (VPI) für Obst, Gemüse, Süßwaren, Fertiggerichte, Colagetränke und koffeinfreie Limonaden (Indikator D.4.5). Zur Einordnung der Ergebnisse werden zusätzlich der VPI für alle Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränke sowie der VPI für sämtliche Waren und Dienstleistungen des privaten Bedarfs berichtet. Der VPI, der jährlich durch das Statistische Bundesamt veröffentlicht wird, misst die durchschnittliche Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten gekauft werden, im Vergleich zu einem definierten Basisjahr [9]. Dabei ist eine Differenzierung von Konsumbereichen (z. B. Nahrungsmittel) und Unterbereichen (z. B. Obst) möglich.

Ergebnisse

Laut Verbraucherpreisindex aus dem Jahr 2019 sind die Preise von Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken im Vergleich zum Jahr 2015 um 7 % gestiegen (Indikator D.4.5). Von den Lebensmitteln, deren Preisentwicklung im Rahmen des Adipositasmonitorings berichtet wird, sind die niedrigsten Teuerungsraten bei Süßwaren (+ 1 %) und Fertiggerichten (+ 1 %) zu beobachten, die höchsten bei Gemüse (+ 11 %). Obst war in den Jahren 2016 bis 2018 von überdurchschnittlichen Teuerungsraten betroffen, hat sich im Jahr 2019 aber der durchschnittlichen Preisentwicklung aller Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränken angenähert. Die Preise von Colagetränken sind in den Jahren 2016 und 2017 relativ konstant geblieben, dann aber leicht gestiegen. Die Preise von koffeinfreien Limonaden haben sich in den Jahren 2016 bis 2019 weitgehend wie die Preise aller Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränken entwickelt. Im Vergleich zur Preisentwicklung sämtlicher Waren und Dienstleistungen des privaten Bedarfs waren die Preise aller Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränke in diesem Zeitraum von etwas höheren Teuerungsraten betroffen.

Informationsgrafik: Verbraucherpreisindizes ausgewählter Lebensmittelgruppen. Quelle: © RKI

Einordnung der Ergebnisse

Die Steuerung des Konsumverhaltens über den Preis wird unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wichtiges und effektives präventionspolitisches Instrument empfohlen, um eine ausgewogene Ernährung in der Bevölkerung zu fördern [10]. Dabei können sowohl „ungesunde“ Lebensmittel verteuert als auch „gesunde“ Lebensmittel verbilligt werden. Eine in einigen Ländern angewandte Strategie ist es, bestimmte Produktgruppen mit höheren Steuersätzen zu belegen [11]. Dieses Vorgehen wird grundsätzlich auch in Deutschland angewandt. So wurde im Jahr 2004 eine Sondersteuer auf bestimmte alkoholhaltige Mischgetränke (sogenannte Alkopops) eingeführt, um den Konsum dieser Getränke, insbesondere unter Jugendlichen, zu senken [12]. Von Fachverbänden wie der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) wird unter anderem eine Anpassung der Mehrwertsteuersätze entsprechend dem gesundheitlichen „Wert“ von Lebensmitteln empfohlen, um eine ausgewogene Ernährung in der Bevölkerung zu fördern [13].

Literatur

  1. World Health Organization (WHO) (1986) The Ottawa Charter for Health Promotion. First International Conference on Health Promotion, Ottawa, 21 November 1986. www.who.int/healthpromotion/conferences/previous/ottawa/en/index1.html (Stand: 10.06.2020)
  2. Afshin A, Penalvo JL, Del Gobbo L et al. (2017) The prospective impact of food pricing on improving dietary consumption: A systematic review and meta-analysis. PLOS ONE 12(3):e0172277
  3. Andreyeva T, Long MW, Brownell KD (2010) The impact of food prices on consumption: a systematic review of research on the price elasticity of demand for food. American Journal of Public Health 100(2):216-222
  4. Rao M, Afshin A, Singh G et al. (2013) Do healthier foods and diet patterns cost more than less healthy options? A systematic review and meta-analysis. BMJ Open 3(12):e004277
  5. Thiele S (2014) A new approach to specify additional social benefit rates for a wholesome diet in Germany. Ernährungs Umschau 61(2):32-37
  6. Wagner K, Gedrich K (2008) Lebensmittelkosten im Rahmen einer vollwertigen Ernährung. Ernährungs Umschau 55(4):216–223
  7. Kersting M, Claussen K (2007) Wie teuer ist eine gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche? Die Lebensmittelkosten der Optimierten Mischkost als Referenz für sozialpolitische Regelleistungen. Ernährungs Umschau 54(9):508-513
  8. Drewnowski A, Specter S (2004) Poverty and obesity: the role of energy density and energy costs. The American Journal of Clinical Nutrition 79(1):6-16
  9. Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020) Verbraucherpreisindex für Deutschland. www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/Verbraucherpreisindizes/Methoden/verbraucherpreisindex.html (Stand: 26.03.2020)
  10. World Health Organization (WHO) (2016) Fiscal policies for diet and prevention of noncommunicable diseases: technical meeting report. WHO, Geneva
  11. Sisnowski J, Handsley E, Street JM (2015) Regulatory approaches to obesity prevention: a systematic overview of current laws addressing diet-related risk factors in the European Union and the United States. Health Policy 119(6):720-731
  12. Farke W (2008) Auswirkungen des Alkopopsteuergesetzes in Deutschland. Abhängigkeiten 14(2):15-30
  13. Effertz T (2017) Die Auswirkungen der Besteuerung von Lebensmitteln auf Ernährungsverhalten, Körpergewicht und Gesundheitskosten in Deutschland. Universität Hamburg, Hamburg

Stand: 02.07.2020

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