Monitoring rezenter (inzidenter, kürzlich erworbener) HIV-Infektionen in Deutschland (InzSurv-HIV)
Historie / Verlauf
Nach einer Pilotphase (2005-2007) zur Evaluation und Etablierung diagnostischer Methoden zur Identifikation kürzlich erworbener HIV-Infektionen in Berlin erfolgte die Durchführung der ersten Inzidenzstudie in Deutschland (März 2008 bis Juni 2010) anhand einer repräsentativen Stichprobe der HIV-Erstdiagnosen. Als Resultat ergaben sich erhebliche Unterschiede in den Anteilen der inzidenten Infektionen zwischen den Transmissions- und Altersgruppen. Im Anschluss (2011 bis 2013) förderte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Pilotierung einer bundesweiten Studie zur Implementierung einer routinemäßigen Bestimmung des Anteils rezenter HIV-Neudiagnosen zur Surveillance inzidenter HIV-Infektionen in Deutschland (InzSurv-HIV). Zeitgleich (ab 2012) wurde die Machbarkeit der molekularen Untersuchung des Virus auf Genomebene pilotiert (Isolation der viralen RNA aus dem gleichen Probenmaterial), um Einblick in den aktuellen Verlauf der Epidemie und die epidemische Evolution von HIV zu erhalten.
In 2014 wurde die Studie zur "Surveillance von HIV-Infektionen in Deutschland" (InzSurvHIV) als Routineaufgabe am RKI implementiert. Die Untersuchung der viralen Eigenschaften von HIV wird im Rahmen der Molekulare Surveillance von HIV-Neudiagnosen (MolSurv_HIV) untersucht.
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Ziele des Monitorings der rezenten HIV-Infektionen
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Methoden
An dem Monitoring der rezenten HIV-Infektionen können alle Labore teilnehmen, die HIV-Diagnosen ans RKI melden (meldepflichtige Labore). Die teilnehmenden Labore senden zusammen mit dem gesetzlichen HIV-Meldebogen Proben von neu diagnostizierten und bestätigten HIV-Diagnosen an das RKI. Die Probe stammt aus überschüssigem Material der Routinediagnostik. Diese neu-diagnostizierte HIV-positive Plasma- (oder Serum-) Probe wird auf spezielles Filterpapier (Whatman #903) getropft (Dried Plasma / Serum Spots, DPS/DSS). Auf der Filterkarte wird die zugehörige HIV-Meldebogennummer vermerkt. Die eingehenden Filterproben werden vom Fachgebiet 18 (HIV und andere Retroviren) des RKI mit dem BioRad Aviditätstest getestet (Methoden der Inzidenztestung, Link siehe unten). Die Ergebnisse der serologischen Untersuchungen werden anhand der vergebenen Probennummer gespeichert. Wegen seiner geringen Spezifität ist der in der Studie verwendete Test nicht zur Individualdiagnostik, sondern nur für populationsbezogene Analysen zugelassen.
Soziodemographische (Geschlecht, Alter, Wohnregion, Herkunftsregion, Transmissionsweg) und klinische Daten (Viruslast, CD4-Zellzahl) werden aus der nichtnamentlichen HIV-Meldung (§ 7 Abs. 3 IfSG) im FG 34 (HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen) des RKI gesammelt. Testergebnisse werden den gesetzlichen HIV-Meldungen über die Meldebogennummer für weitere Analysen zugeordnet.
Die Ergebnisse des Monitorings werden den teilnehmenden Laboren regelmäßig in Form von halbjährlichen Newslettern übermittelt. Weiterhin werden die Ergebnisse auf Kongressen präsentiert und in den verschiedensten Formen publiziert, z.B. im Epidemiologischen Bulletin oder in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften.
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