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Nigeria Centre for Disease Control: Kapazitätsentwicklung zur Vorbereitung und Reaktion auf Infektionskrankheiten (NiCaDe – IPC)

Zeitraum: 2019 - 2022

Partnerland: Nigeria

Partnerinstitution: Nigeria Centre for Disease Control and Prevention (NCDC), Nigeria

RKI-Fachgebiet: ZIG-Geschäftsstelle

Expertinnen und Experten von NCDC und RKI entwickelten ein Trainingskonzept mit dem Namen „Participatory Approach to Learning in Systems“ (PALS). Quelle: RKI

Expertinnen und Experten von NCDC und RKI entwickelten ein Trainingskonzept mit dem Namen „Participatory Approach to Learning in Systems“ (PALS). Quelle: RKI

Ausgangslage

Nosokomiale Infektionen gehören zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen in der Krankenbehandlung, können aber durch wirksame Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle (IPC) vermieden werden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine nachhaltige Verbesserung der IPC-Praktiken in Krankenhäusern schwer zu erreichen ist. IPC-Schulungen, die nur mit der faktenbasierten Vermittlung technischer Inhalte und der Demonstration des „richtigen“ Verhaltens arbeiten, bringen nicht das gewünschte Ergebnis. Die Verbesserung von IPC in Gesundheitseinrichtungen ist eine systemische Herausforderung und erfordert für einen langfristigen Erfolg und Nachhaltigkeit die direkte Beteiligung der lokalen Akteure.

Ziele

Das Gesamtziel des NiCaDe-Projekts ist die Unterstützung des Nigeria Centre for Disease Control beim Aufbau von Kapazitäten zur Prävention und zum Management von Krankheitsausbrüchen. Dieses Teilprojekt zielte auf den Aufbau von Ausbildungskapazitäten für Infektionsprävention und -kontrolle am NCDC und in vier geopolitischen Zonen Nigerias ab.

Die WHO empfiehlt die Anwendung multimodaler Strategien und einen partizipativen Ansatz zur Verbesserung der IPC. Eine weltweite IPC-Umfrage ergab jedoch, dass weniger Krankenhäuser in ressourcenarmen Gebieten multimodale Strategien anwenden und dass es an wirksamen Trainingsansätzen mit einem Schwerpunkt auf Partizipation und Verhaltensänderung mangelt.

Um diese Lücken in Nigeria zu schließen, haben NCDC und RKI ein Trainingsprogramm entwickelt, das Gesundheitsfachkräfte und Krankenhausleitungen dabei unterstützt, IPC-Qualitätsverbesserungsmaßnahmen in ihren Gesundheitseinrichtungen zu leiten. Der Ansatz konzentriert sich auf die Vermittlung von partizipativen und systemischen Kompetenzen und berücksichtigt die konkrete Arbeitsrealität und IPC-Infrastruktur vor Ort, die von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich sind.

Aktivitäten im Überblick

Trainingskonzept

Expertinnen und Experten von NCDC und RKI haben ein Trainingskonzept entwickelt, das die organisatorischen und systemischen Aspekte der IPC-Verbesserung berücksichtigt: den „Participatory Approach to Learning in Systems“ (PALS). Das Konzept von PALS basiert auf theoretischen Konzepten des forschenden Lernens und wird durchgängig als partizipativer Ansatz praktiziert. Elemente der „themenzentrierten Interaktion“ (TZI) sind im Trainingsansatz integriert, um die Einflussfaktoren für IPC aufzuzeigen und eine systemische Sichtweise widerzuspiegeln. Auf diese Weise wird das Gesundheitspersonal in Kompetenzen, Techniken, und insbesondere in Haltungen zur Förderung von Veränderungen ausgebildet, und damit in die Lage versetzt, IPC-Verbesserungen zu initiieren und zu fördern.

Um Ausbildungskapazitäten in Nigeria aufzubauen, wurden ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens sowie Pädagoginnen und Pädagogen zu „PALS-Trainerinnen“ bzw.PALS-Trainern“ ausgebildet. Sie trainierten und betreuten ihrerseits Teams von Gesundheitsfachkräften in nigerianischen Krankenhäusern, welche als „Change Agents“ Aktivitäten zur Verbesserung der IPC in ihren Gesundheitseinrichtungen etablierten.

Training of trainers

Im Juli 2019 begannen 22 künftige Trainerinnen und Trainer ihr Trainingsprogramm mit einem zweiwöchigen IPC-Grundkurs am College of Medicine der Universität Lagos, der die medizinisch-technischen Aspekte der Infektionsprävention und -kontrolle (IPC) abdeckte. Anschließend führten sie eine IPC-Risikobewertung als Feldeinsatz in ihrem eigenen Arbeitsumfeld durch.

Das erste Modul des PALS-Trainings für Trainerinnen und Trainer fand im November 2019 und im Januar 2020 mit zwei Workshops in Abuja und einer dazwischenliegenden Feldphase statt. Dieser Teil des Trainings konzentrierte sich auf die Art und Weise von Veränderungsprozessen: Wie können wir IPC in die Praxis umsetzen? Wie können wir Veränderungsprozesse in Gang setzen, die auf lokale Bedürfnisse und Bedingungen eingehen? Theoretische und praktische Elemente wurden kombiniert, um Kommunikation, Partizipation, systemische Perspektiven und Teambildung zu trainieren. Gleichzeitig unterstützte das Training die Trainerinnen und Trainer dabei, von der Perspektive der IPC-Umsetzung zu der des Unterrichtens zu wechseln und erste Schritte in ihrer Rolle als Trainerin bzw. als Trainer zu gehen.

COVID-19-Zwischenzeit

Im März 2020 wurden die Projektaktivitäten aufgrund des COVID-19-Ausbruchs angepasst, um die Ausbruchsbekämpfung in Nigeria zu unterstützen: Das Projektteam des NCDC half verschiedenen Sektoren des nigerianischen Gesundheitssystems bei der Entwicklung von IPC-Protokollen und -Leitlinien und reiste durch das ganze Land, um IPC-Trainings durchzuführen. Die Zusammenarbeit mit den neu ausgebildeten PALS-Trainerinnen und -Trainern wurde mit einer Reihe von Webinaren fortgesetzt, die sich auf die Anwendung der PALS-Kompetenzen für IPC-Verbesserungsmaßnahmen in der unmittelbaren Arbeitsumgebung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konzentrierten, um die Übertragung von COVID-19 zu verhindern. Im September 2020 wurden die Trainerinnen und Trainer zum ersten Mal eingesetzt: Sie trainierten „IPC focal points“ (Hygienebeauftrage) aus Gesundheitseinrichtungen der sekundären Ebene in eigens entwickelten COVID-19-IPC-Trainings, die PALS-Elemente enthielten und die Verhaltensebene berücksichtigten, und sammelten so ihre ersten Erfahrungen als Trainerinnen und Trainer.

Training der Change Agents

Im Juli 2021 wurde die Umsetzung des PALS-Trainingsprogramms mit einem Auffrischungsworkshop für Trainerinnen und Trainer in Abuja fortgesetzt, der eine Reflexion der bisherigen Erfahrungen ermöglichte und die Fortsetzung des Lernprozesses sicherstellte. In den „state teams“ bereiteten die Trainerinnen und Trainer mit Unterstützung des Projektteams die Trainings für Change Agents vor.

Da die Unterstützung von IPC-Verbesserungsprozessen durch die Führungsebene der Gesundheitseinrichtungen sehr wichtig ist, wurde das Management der Einrichtungen, also medizinische Leiterinnen und Leiter, eingeladen, an einem PALS-Einführungsworkshop teilzunehmen, bevor das Projekt startete.

Die Trainings für Change Agents bestanden aus zwei Workshops mit einer dazwischenliegenden Feldphase, gefolgt von einer sechsmonatigen Mentoring-Phase. Die Workshops wurden im Herbst 2021 in Edo, Ondo, Ebonyi und FCT durchgeführt. 92 Gesundheitsfachkräfte aus 23 Gesundheitseinrichtungen wurden von PALS-Trainerinnen und -Trainern unter fachlicher Beratung und Aufsicht des Projektteams trainiert.

Mentoring: Betreute Praxis

Anschließend betreuten die PALS-Trainerinnen und -Trainer die Change Agents und unterstützten sie bei der Anwendung von PALS und der Durchführung von IPC-Verbesserungsmaßnahmen in den Gesundheitseinrichtungen. Die Trainerinnen und Trainer wurden ihrerseits vom Projektteam betreut.

Das „training of trainers“ wurde mit einem Workshop zur Bewertung und Zertifizierung im Juli 2022 abgeschlossen. Die Trainings der Change Agents endeten im September 2022 mit Abschlussveranstaltungen in den teilnehmenden Staaten.

Qualitätssicherung, Monitoring und Evaluierung

Während der gesamten Projektlaufzeit wurden Daten gesammelt, welche die Trainingsentwicklung sowie die Umsetzung der Trainings (von Ausbildenden, medizinischen Leitenden und Change Agents), als auch den Lernprozess der Trainerinnen und Trainer und die Durchführung von IPC-Verbesserungsmaßnahmen in den Gesundheitseinrichtungen dokumentierten. Im September 2020 wurde in allen teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen eine IPC-Basisbewertung (IPCAF) durchgeführt. Um zusätzliche Erkenntnisse aus einer außenstehenden Perspektive zu gewinnen, führte eine externe Forscherin eine qualitative Studie über Praxiserfahrungen der „Change Agents“ durch.

Ergebnisse

Die Evaluierung des Trainings sowie der Krankenhauspraxis zeigte, dass Trainerinnen und Trainer Kompetenzen entwickelt haben, um Gesundheitsfachkräfte in PALS auszubilden, und dass in allen beteiligten Krankenhäusern Aktivitäten zur IPC-Verbesserung etabliert wurden. Dazu zählen zum Beispiel die Durchführung von „step down“-Trainings, das Einrichten von IPC-Teams und IPC-Komitees, das Einrichten von Wasser- und/oder Stromanschlüssen, das Renovieren der Wäscherei, der Kauf von Waschmaschinen sowie das Etablieren eines Abfallmanagements inklusive baulicher Maßnahmen. Der Großteil der Maßnahmen wurde in partizipativer, kollaborativer Weise von den Trainingsteilnehmenden durchgeführt. Das Projekt stärkte nicht nur IPC-Trainingskapazitäten in Nigeria, sondern leistete auch einen konkreten Beitrag zur IPC-Verbesserung in nigerianischen Krankenhäusern.

Schlussfolgerung und Fortführung

Das Projektteam pilotierte erfolgreich ein konkretes Anwendungsbeispiel für ein IPC-Trainingsprogramm, welches – wie von der WHO empfohlen – „team and task based“, „participatory“ und „mutlimodular“ ist. Die wissenschaftliche Beobachtung der Veränderungen in Krankenhäusern zeigt, dass das Trainingsprogramm die teilnehmenden und geschulten Gesundheitsfachkräfte dazu anregt, konkrete IPC-Veränderungsprozesse in der Praxis anzustoßen. Aufgrund der Erfahrungen mit der Anwendung von PALS in Gesundheitseinrichtungen in Nigeria und den Erkenntnissen aus der COVID-19-IPC-Intervention beabsichtigt das NCDC, den PALS-Ansatz und das Trainingsprogramm als Grundlage für IPC-Trainings landesweit in Nigeria zu nutzen und in die nationale IPC-Strategie aufzunehmen.

Die zweite GHPP-Projektphase von 2023 bis 2025 (NiCaDe II) trägt dazu bei, den Ansatz in Nigeria zu konsolidieren.

Stand: 27.07.2023

Ausgewählte Publikationen

  • Zocher U, Dan-Nwafor C, Yahya D, Ita Ita O, Kloth S, Eckmanns T, Oberländer KL, Saleh M, Ogunniyi A, Okwor TJ, Obasanya J, Ihekweazu C, Poggensee G (2019): Participatory approach to quality development in infection prevention and control (IPC) in Nigerian health facilities.
    Infect. Prevent. Practice 1 (2): 100012. Epub Jul 29. doi: 10.1016/j.infpip.2019.100012. mehr

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