Navigation und Service

Zielgruppeneinstiege

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Ergebnisse aus der Enterovirussurveillance

Im Rahmen der bundesweiten Enterovirus-Surveillance (EVSurv) wird allen pädiatrischen und neurologischen Kliniken in Deutschland bei Patienten mit Verdacht auf virale Meningitis bzw. Enzephalitis sowie akuten schlaffen Paresen (AFP) eine unentgeltliche Enterovirusdiagnostik angeboten. Deutschlandweit nehmen derzeit ca. 150 Kliniken an der EVSurv teil. Jährlich werden durchschnittlich 2.500 Proben innerhalb der EVSurv untersucht; in 20-30% der Proben können Enteroviren (EV) nachgewiesen werden (Tab. 1).

Im Vergleich zu den Vorjahren sind 2020 und 2021 weniger als die Hälfte der Proben an ein LaNED gesandt worden. Das zeigt, dass die Infektionsschutzmaßnahmen aufgrund der COVID 19 Pandemie wirksam sind, um Infektionsgeschehen effektiv zu verlangsamen. Aktuell steigt die Positivrate wieder leicht an, ist aber noch nicht auf dem Niveau der Jahre vor der Pandemie.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht der Enterovirus-Surveillance (EVSurv) in Deutschland 2006 – Mai 2024

Tab. 1: Ergebnisübersicht der Enterovirus-Surveillance (EVSurv) in Deutschland 2006 – Mai 2024. Quelle: RKI

Um Polioviren sicher ausschließen zu können, werden primär Stuhlproben zur Untersuchung empfohlen. Sie machen insgesamt ca. 68% des eingesandten Untersuchungsmaterials aus weitere 27% sind Liquorproben. Beim Auftreten eines polio-ähnlichen Verlaufes mit vorangegangener respiratorischer Symptomatik ist die Untersuchung einer zusätzlichen Probe des oberen Respirationstraktes sinnvoll und wird im Rahmen der EVSurv ebenfalls kostenlos durchgeführt.

Etwa 56% der Einsendungen stammten von männlichen, 43% von weiblichen Patienten. Bei den untersuchten Patienten handelte es sich überwiegend um Kinder <15 Jahren (84%, Median 4 Jahre), wobei der Anteil EV-positiver Proben (34%) in der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen im Gesamtzeitraum am höchsten ist.

Seit 2014 sind die Einsendungen von Proben der Kinder über 5 Jahren rückläufig, während die Anzahl der Einsendungen von Kindern unter 5 Jahren stabil blieb.

Bei ca. 80% der positiven Proben kann der EV-Serotyp bestimmt werden. Über den Gesamtzeitraum wurden 51 verschiedene EV-Serotypen nachgewiesen. Polioviren wurden im gesamten Zeitraum nicht detektiert.

EV-Infektionen zeigen eine deutliche Saisonalität und dominieren in den Monaten Juli bis September (64% aller EV-Infektionen im Jahr). In der Saison 2013 wurde eine sehr starke EV-Aktivität beobachtet, gekennzeichnet durch das bislang höchste Probenaufkommen sowie einer sehr hohen EV-PCR-Positivrate (nahezu 60% im August). Seither ist das jährliche Probenaufkommen moderat und in den Pandemiejahren 2020 und 2021 deutlich reduziert. Insbesondere die Anzahl der EV-positiven ging stark zurück. In der Saison 2022 stieg die Anzahl der Enterovirus positiven Proben im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2021 wieder an, war aber noch weit unter Vor-Pandemieniveau. Dieser Trend setzte sich auch in der Saison 2023 fort (Abb. 1).

Abbildung 1: EV-PCR Ergebnisse von 2010 bis Mai 2024 nach Monat/Jahr

Abbildung 1: EV-PCR Ergebnisse von 2010 bis Mai 2024 nach Monat/Jahr . Quelle: RKI

Dominante Enterovirustypen waren bisher vor allem Echovirus Typ 30 (E30), aber auch Echovirus Typ 6 (E6) und Enterovirus A71 (EV-A71), gefolgt von Coxsackievirus B5 (CVB5). In den Jahren 2020 und 2021 war aufgrund der geringen Zahl an Nachweisen keine Aussage zur Prädominanz von Enterovirustypen zu treffen. Im Jahr 2023 wurden E11 [n=31], EV-A71 [n=29] und E18 [n=27] und am Häufigsten nachgewiesen.

Die Anzahl der pro Jahr untersuchten AFP-Fälle lag in den Jahren 2010 - 2019 zwischen 29 und 76 bei einer Enterovirus-Positivrate zwischen 6,5 und 14%. Im Jahr 2021 wurde in einer Probe Enteroviren bei AFP nachgewiesen, 2022 waren in fünf von 19 AFP Fällen Enterovirus positiv (Tab1). Insgesamt wurden in Deutschland bisher 21 verschiedene Enterovirustypen bei Patienten mit AFP nachgewiesen (Abb. 2).

Abbildung 2: EV-Typen, die bei Patienten mit akuten schlaffen Paresen (AFP) nachgewiesen wurden [n= 21].

Abbildung 2: EV-Typen, die bei Patienten mit akuten schlaffen Paresen (AFP) nachgewiesen wurden [n= 21]. Quelle: RKI Abbildung 2: EV-Typen, die bei Patienten mit akuten schlaffen Paresen (AFP) nachgewiesen wurden [n= 21]. Unter „andere“ werden folgende einmalig detektierte Viren zusammengefasst dargestellt: CVA8, CVB3, E5; E7, E9; E11; E25. Bei weiteren 21 AFP Fällen mit positiver EV PCR konnte keine eindeutige Typisierung erfolgen, jedoch Polioviren ausgeschlossen werden.

Die Möglichkeit der kostenfreien Untersuchung einer respiratorischen Probe bei AFP wurde nur selten in Anspruch genommen (<5 Fälle pro Jahr). Die Empfehlung dazu basiert auf Berichten über AFP Fälle mit Nachweis einer Läsion des Rückenmarks (akute schlaffe Myelitis, AFM), die möglicherweise im Zusammenhang mit Enterovirus D68 (EV-D68) steht. Da dieser Virustyp säureinstabil ist und nur selten die Magen-Darm Passage übersteht, wird EV-D68 im Stuhl insgesamt selten nachgewiesen [n= 13]. Eine respiratorische Probe sollte dabei innerhalb der ersten Krankheitstage gewonnen werden.

Unter "Datenbank-Abfrage zur Enterovirus-Surveillance" haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, selbst Abfragen aus der EVSurv-Datenbank vorzunehmen (Link siehe unten).

Stand: 29.05.2024

Ausgewählte Publikationen

  • Keeren K, Böttcher S on behalf of the LaNED; Diedrich S (2021): Enterovirus surveillance (EVSurv) in Germany.
    Microorganisms 9 (10): 2005. Epub Sep 22. doi: 10.3390/microorganisms9102005. mehr

Zusatzinformationen

Gesundheits­monitoring

In­fek­ti­ons­schutz

Forschung

Kom­mis­sio­nen

Ser­vice

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

© Robert Koch-Institut

Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt.