Abteilung 1: Infektionskrankheiten
Stand: 01.05.2024
- Leitung:
- Prof. Dr. Sascha Al Dahouk
- Vertretung:
- Prof. Dr. Guido Werner
Struktur und Methoden
In der Abteilung werden die Eigenschaften gesundheitspolitisch bedeutsamer und wissenschaftlich paradigmatischer humanpathogener Infektionserreger im Hinblick auf ihre Diagnostik sowie die Prävention der von ihnen ausgelösten Erkrankungen einschließlich der Kontrolle der Weiterverbreitung analysiert und charakterisiert. Hierbei kommen mikrobiologische, molekularbiologische, biochemische, zellbiologische und immunologische Methoden bei einem breiten Spektrum von Infektionserregern zur Anwendung (Tabelle 1).
Tabelle 1 Spektrum der in der Abteilung 1 bearbeiteten Infektionserreger
Bakterien | Viren | Pilze | Parasiten |
---|---|---|---|
Staphylokokken | Polioviren/Enteroviren Rhinoviren (Picornaviren) | Kryptokokken | Giardien |
Enterokokken | Influenza (Orthomyxoviren) | Toxoplasmen | |
Salmonellen (typhoide und nicht-typhoide Salmonellen) | Paramyxoviren Masernviren, Mumpsvirus, Parainfluenzaviren, RSV, hMPV | ||
EHEC | Rötelnviren | ||
Shigellen | Coronaviren | ||
Listerien | Rotaviren | ||
Yersinien | Noroviren | ||
Campylobacter | HEV | ||
Legionellen | HIV | ||
NTM | |||
Neisseria gonorrhoeae | |||
Chlamydien |
Dem Aspekt des Erregerwandels und dem Auftreten neuer Eigenschaften wie Antibiotika- bzw. Therapieresistenz (z.B. bei nosokomialen Infektionserregern, Influenzaviren, HIV und anderen sexuell übertragbaren Erregern), den Virulenzveränderungen und den Ursachen für Impfversagen kommt besondere Bedeutung zu. Untersucht werden weiterhin Mechanismen der Pathogenese, der Persistenz und der Inaktivierung von Krankheitserregern sowie der Toleranz gegen schädigende Einflüsse. Bearbeitet werden diese Fragen in acht Fachgebieten, in denen jeweils die entsprechende erregerspezifische Expertise gebündelt ist (Abb. 1).

Abb. 1 Kernkompetenzen und Arbeitsfelder der Abteilung 1: Infektionskrankheiten. Source: RKI
Abkürzungen STI: Sexually Transmitted Infections; MMR: Masern, Mumps, Röteln; NRZ: Nationales Referenzzentrum; KL: Konsiliarlabor; EUPHEM: Europäisches Ausbildungsprogramm Public Health Mikrobiologie
In der Abteilung für Infektionskrankheiten sind 5 Nationale Referenzzentren, 5 Konsiliarlaboratorien und 2 Regionale Referenzlaboratorien der WHO mit umfangreichen Aufgaben wie Surveillance und Spezialdiagnostik, Erstellung und Vorhalten von Stammsammlungen und der damit verbundenen Beratungsleistung sowie nationale Fachgremien wie z. B. die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention oder die Poliokommission angesiedelt.

Wissenstransfer
Allen Fachgebieten gemeinsam ist die Vermittlung und Verbreitung der erarbeiteten Forschungsergebnisse und das Einbringen des vorhandenen Wissens in die Information und Beratung der Fachöffentlichkeit und der Politik auf nationaler und internationaler Ebene. Der Wissenstransfer erfolgt durch Mitarbeit in nationalen und internationalen Gremien, in Form von Berichten an das Bundesministerium für Gesundheit sowie Publikation von originären Erkenntnissen und Übersichtsarbeiten in den Publikationsmedien des Robert Koch-Institutes (z.B. Bundesgesundheitsblatt, Epidemiologisches Bulletin, RKI-Ratgeber für Ärzte) und in nationalen und internationalen Fachzeitschriften.
Die Translation der erarbeiteten Erkenntnisse und die Implementierung von Präventionsstrategien erfolgt in Zusammenarbeit mit den Bundesländern, beispielsweise durch Mitarbeit in und Förderung von Netzwerken zur Bekämpfung der Weiterverbreitung von mehrfachresistenten Bakterien sowie im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen für den öffentlichen Gesundheitsdienst oder Durchführung gemeinsamer Projekte.
Wissenstransfer beinhaltet für uns auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die im Rahmen von Master- und Promotionsarbeiten sowie durch aktive Beteiligung an dem europäischen Weiterbildungsprogramm für Public Health Mikrobiologie EUPHEM erfolgt.
Zusammenarbeit und Forschung
Den gesetzlichen Aufgaben entsprechend ist die Forschung im Robert Koch-Institut vorrangig angewandter Natur und maßnahmenorientiert. Dies wird in den jeweiligen Fragestellungen der Fachgebiete verdeutlicht. Die Weiterentwicklung und Anwendung (fein)diagnostischer Verfahren hat dabei einen hohen Stellenwert. Diese Expertise wird bei der Erarbeitung von Präventionskonzepten und der Analyse von Ausbrüchen in die intensive Zusammenarbeit mit dem „Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS)“ und der Abteilung 3 „Infektionsepidemiologie“ eingebracht. Wir arbeiten national und international mit anderen Forschungseinrichtungen sowie dem ECDC und der WHO im Hinblick auf Fragen zur Ätiologie, Diagnostik, Inaktivierung und Pathogenese von Infektionskrankheiten zusammen.
Das Forschungsprogramm der Abteilung Infektionskrankheiten wird kontinuierlich weiterentwickelt und an die epidemiologischen Erfordernisse angepasst. Beispiele hierfür sind etwa Arbeiten auf der Basis der aktuell in Deutschland zirkulierenden, in Sentinels oder Labornetzwerken gewonnenen Erregerisolate.
Die Forschungsschwerpunkte werden unter Berücksichtigung der Kernkompetenzen der Abteilung und in Abstimmung mit anderen Bereichen des Hauses an der Forschungsagenda des RKI ausgerichtet und in konkreten wissenschaftlichen Projekten bearbeitet (Abb. 1).
Kommissionen
- Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO)
- Nationale Kommission für die Polioeradikation in Deutschland
Netzwerke
NRZ und KL in der Abteilung Infektionskrankheiten
- Nationales Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritiserreger
- Nationales Referenzzentrum für Masern, Mumps, Röteln
- Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken
- Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren
- Nationales Referenzzentrum für Influenzaviren
- Konsiliarlabor für Listerien
- Konsiliarlabor für Noroviren
- Konsiliarlabor für Rotaviren
- Konsiliarlabor für Kryptokokkose und seltene Systemmykosen
- Konsiliarlabor für Gonokokken
- Regionales WHO-Referenzlabor für Poliomyelitis
- Regionales WHO-Referenzlabor für Masern und Röteln
- Internationales Labornetzwerk NoroNet
- Influenza-Netzwerk GISRS (Global Influenza Surveillance and Response System) der WHO
- European Influenza Surveillance Network (EISN)
- Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI)
- MiGenomeSurv
- MRE-Netzwerke