Diagnostik und Antibiotikaresistenztestung von Gonokokken in Deutschland: GORENET-Projekttreffen im November 2016
Stand: 06.07.2017
Am 22. November 2016 veranstaltete das Robert Koch-Institut zum zweiten Mal ein Projekttreffen mit Mitarbeitern von Laboren des Gonokokken-Resistenz-Netzwerks (GORENET). GORENET ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem RKI (FG 34: HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragene Infektionen; Nachwuchsgruppe 5: Sexuell übertragbare bakterielle Krankheitserreger; FG 37: Nosokomiale Infektionen, Surveillance von Antibiotikaresistenz und -verbrauch) und dem Konsiliarlaboratorium für Gonokokken (Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln). Aktuell nehmen 26 Labore aus ganz Deutschland an GORENET teil. Seit Juli 2016 wird das Projekt durch Mittel des Bundesministeriums für Gesundheit für weitere 3 Jahre gefördert.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Neisseria gonorrhoeae (NG) mit ca. 78 Millionen jährlichen Neuinfektionen eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Infektionen mit NG können rektal, pharyngeal oder urogenital und auch asymptomatisch verlaufen. Nach Kenntnissen der WHO verläuft bei circa 30–80% der Frauen und 5% der Männer die Krankheit ohne erkennbare Symptome. Dabei stellen zunehmende Antibiotikaresistenzen eine besondere Herausforderung dar und sind von hoher Public-Health-Relevanz. Die breitere Entwicklung multiresistenter Stämme wird befürchtet, einzelne Fälle hiervon gab es bereits.
Ziel von GORENET ist es, die Datenlage zur Gonokokken-Resistenz in Deutschland zu verbessern, um evidenzbasiert Therapieempfehlungen anpassen zu können und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen im Gesundheitswesen zu entwickeln.
Im Rahmen des Netzwerks werden von den beteiligten Laboren NG-Isolate an das Konsiliarlabor gesendet, die dort nochmals auf Antibiotika-Resistenz gegen Azithromycin, Cefixim, Ceftriaxon, Ciprofloxacin und Penicillin nachgetestet werden. Das RKI erhält die Resistenzprofile aus den teilnehmenden Laboren sowie ergänzende epidemiologische Daten, die gemeinsam mit den Ergebnissen der Resistenztestung ausgewertet werden. Zudem erfolgt für eine Auswahl von Isolaten eine genetische Typisierung.
Von 2013 bis 2015 konnten in GORENET 1.654 NG-Isolate aus Deutschland inklusive epidemiologischer Daten gesammelt werden. Die Nachtestungen der Isolate verdeutlichten aufgrund divergierender Resultate einen erheblichen Bedarf an Qualitätssicherung im Bereich der NG-Antibiotikaresistenztestung in Deutschland. Dieser Bedarf wird in der aktuellen Förderphase von GORENET adressiert: Neben der bereits bestehenden Labor-gestützten Resistenz-Surveillance werden für teilnehmende Labore sowohl Ringversuche als auch Hands-On-Trainings für Laborangestellte durchgeführt. Damit setzt das RKI im Bereich der NG-Diagnostik in Deutschland innovative Maßnahmen um.
Auf dem GORENET-Projekttreffen wurden neben der Präsentation der bisherigen Ergebnisse und labortechnischen Abläufe daher mit den mitwirkenden Laboren auch intensiv die Ziele und Aktivitäten der nächsten Jahre detailliert besprochen, um diese für die Labore möglichst effektiv umsetzbar zu gestalten. Durch die Neurekrutierung weiterer Labore soll in der neuen Förderperiode die Anzahl von Isolaten mehr als verdreifacht und der Umfang epidemiologischer Daten deutlich erhöht werden. Auch die Kapazitäten für molekulargenetische Analysen werden verstärkt. Dadurch soll es zu einer noch besseren Abbildung der Resistenzsituation sowie einer noch ausführlicheren Analyse potentieller Risikofaktoren für die Infektion mit einem resistenten Gonokokken-Stamm kommen.