Ausgewählte nosokomiale Infektionserreger im Überblick
Stand: 16.11.2017
Staphylococcus aureus, inklusive MRSA
Staphylococcus aureus ist bei vielen gesunden Menschen auf der Haut oder im Nasen-Rachen-Raum nachweisbar. S. aureus zählt zu den wichtigsten nosokomialen Erregern: Die Bakterien können eine Vielzahl von Infektionen hervorrufen, hauptsächlich Haut-, Weichteil- und Atemwegsinfektionen, seltener Blutstrominfektionen (Sepsis). Methicillin-resistenter S. aureus (MRSA) ist eine Variante von S. aureus, die gegen mehrere Antibiotika-Klassen resistent ist. MRSA sind weltweit verbreitet; ihnen kommt ebenfalls eine große Bedeutung als Verursacher nosokomialer Infektionen zu.
Enterobakterien
Zur Familie der Enterobakterien gehören verschiedene Gattungen gramnegativer Stäbchenbakterien. Einige dieser Gattungen sind natürliche Darmbewohner, die nur zu Krankheitserregern werden, wenn sie in andere Körperregionen verschleppt werden oder von außen dorthin gelangen; sie sind also fakultativ pathogen. Dazu zählen unter anderem Escherichia-Stämme, Klebsiellen und Serratien. Andere Enterobakterien-Gattungen sind kein Teil der menschlichen Darmflora und reine Krankheitserreger (obligat pathogen), darunter Salmonellen, Shigellen und darmpathogene Escherichia (zum Beispiel EHEC).
Escherichia coli
Escherichia coli zählen zu den Enterobakterien. E. coli kommen beim Menschen natürlicherweise im Verdauungstrakt vor, unter bestimmten Bedingungen können E. coli-Stämme jedoch Infektionen auslösen. E. coli ist weltweit einer der häufigsten Erreger für Harnwegs- und Magen-/Darminfekte, Wund- und Atemwegsinfektionen, seltener Blutstrominfektionen (Sepsis). E. coli-Bakterien zählen zu den häufigsten Erregern von nosokomialen Infektionen.
Klebsiella pneumoniae
Klebsiellen zählen zu den Enterobakterien. Sie sind in der Erde, im Wasser und auf Pflanzen zu finden und kommen bei einem Teil der Menschen im Verdauungstrakt und in den oberen Atemwegen vor. Die Spezies Klebsiella pneumoniae zählt zu den häufigsten Erregern für bakterielle Sepsis und im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung, sie können aber auch Harnwegsinfekte und schwere Weichteil-Infektionen hervorrufen. Viele K. pneumoniae-Stämme sind multiresistent, also unempfindlich gegen mehrere Antibiotikaklassen, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich erschwert.
Serratien
Serratien zählen zu den Enterobakterien. Sie kommen in der Erde, auf Pflanzen und im Wasser vor und werden gelegentlich auch im menschlichen Darm und im Respirationstrakt isoliert. Bei abwehrgeschwächten Patienten im Krankenhaus können die Spezies Serratia marcescens und Serratia liquefaciens unter anderem Blutstrominfektionen, Augenentzündungen, Entzündungen der Herzinnenhaut, Wundinfektionen, Meningitis und Infektionen bei Endoprothesenoperationen auslösen. S. marcescens tritt auch als Infektionserreger bei Neu- und Frühgeborenen auf. Bei einem geringen Anteil der Serratien werden Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika beobachtet.
Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium
Enterococcus faecalis und E. faecium kommen natürlicherweise im Dickdarm von Mensch und Tier vor. Sie können unter anderem Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und gelegentlich Sepsis verursachen. In erster Linie sind abwehrgeschwächte Patienten gefährdet. Enterokokken verfügen über eine Reihe natürlicher und erworbener Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika.
Pseudomonas aeruginosa
Pseudomonas aeruginosa zählt weltweit zu den häufigsten Ursachen von nosokomialen Lungenentzündungen bei Beatmung, Wund- und Harnwegsinfektionen; die Bakterien können auch eine Blutstrominfektion (Sepsis) auslösen. In erster Linie sind immunsupprimierte Patienten betroffen. Nosokomiale Lungenentzündung und Sepsis sind mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Das natürliche Reservoir von P. aeruginosa sind Feuchthabitate in der Umwelt; der Erreger ist auch in Feuchtbereichen von Kliniken zu finden. Die Betroffenen infizieren sich in erster Linie durch Kontakt mit dem Erreger in der Umwelt. Innerhalb von Kliniken kommen auch Übertragungen von Patient zu Patient (z.B. über die Hände des Pflegepersonals) vor. Die meisten P. aeruginosa-Stämme sind von Natur aus gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent.
Acinetobacter
Acinetobacter-Arten kommen ubiquitär in der Umwelt sowie auf Haut und Schleimhäuten vor. Sie können nosokomiale Lungenentzündungen (bei beatmeten Patienten), Harnwegs- und Wundinfektionen verursachen; über Katheter-Eintrittsstellen können Acinetobacter-Bakteriämien ausgelöst werden. In erster Linie sind abwehrgeschwächte Patienten gefährdet. Acinetobacter-Stämme (z.B. die häufige Spezies Acinetobacter baumannii), die im Krankenhaus erworben wurden, sind oft multiresistent, was im Infektionsfall die Behandlungsmöglichkeiten stark einschränkt.
Clostridioides difficile
Das Bakterium Clostridioides (C.) difficile kann überall in der Umwelt (zum Beispiel im Boden und Oberflächengewässern) und im Darm von Tieren und Menschen nachgewiesen werden. Die Bakterien besitzen zum Teil die Fähigkeit, Giftstoffe (Toxine) zu produzieren, die zu einer Darmentzündung führen können. Die von C. difficile verursachten Krankheitsbilder reichen von asymptomatischer Besiedelung oder einer milden Durchfallerkrankung bis hin zu schweren, lebensbedrohlichen Verläufen (z.B. pseudomembranöse Kolitis, toxisches Megakolon). Voraussetzung für das Infektionsgeschehen ist in der Regel eine vorangegangene Antibiotika-Therapie, die die natürliche Darmflora schädigt und die Vermehrung vorhandener C. difficile begünstigt. Weil C. difficile Dauerformen (Sporen) ausbildet, die sehr widerstandsfähig sind, kann eine Übertragung sehr leicht geschehen.
Quellen
- Suerbaum, Burchard, Kaufmann, Schulz (Hrsg.).: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, 8. Auflage, 2016
- GERMAP-Bericht: Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland
- KRINKO-Empfehlung Hygienemaßnahmen bei Besiedelung oder Infektion mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen, 2012
- RKI-Ratgeber
- Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten