Projektbericht: Evaluation unterschiedlicher Impfstrategien zur Prävention von Pneumokokken-Infektionen bei älteren Erwachsenen: Ergebnisse eines dynamischen Transmissionsmodells

Stand:  28.09.2023

Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) ist einer der bedeutendsten bakteriellen Infektionserreger weltweit und mit hoher Morbidität sowie Mortalität assoziiert. [1] Mit einem Anteil von ca. 30% sind Pneumokokken (Pnk) der häufigste Erreger ambulant erworbener Pneumonien. [2] Bei jährlich ca. 280.000-310.000 stationären Fällen (J12-J18) im Zeitraum 2014-2016 [3] ergeben sich demnach etwa 84.000-93.000 Hospitalisierungen durch nicht-bakteriämische Pneumokokken-Pneumonien (NBPP). Davon sind 65%-72% der Personen älter als 60 Jahre. Die Krankenhaussterblichkeit der NBPP lag in den Jahren 2014-2016 insgesamt bei 9,4% und bei Personen älter als 60 Jahre bei 12,8%. [3] Zusätzlich wurden in den Jahren 2017-2018 ca. 3.200-3.300 invasive Pnk-Erkrankungen (IPD) - Meningitis, Sepsis und Bakteriämien - in Deutschland gemeldet. [4] Es wird allerdings davon ausgegangen, dass die tatsächlichen IPD-Fallzahlen etwa 2-3,5-mal so hoch sind. [4, 5] Die 30-Tage Sterblichkeit der IPD beträgt bei Über-65-jährigen mehr als 30%. [6]
Zu den ökonomischen Auswirkungen von Pnk-Infektionen liegen in Deutschland keine robusten Schätzungen vor. In gesundheitsökonomischen Modellierungen werden für die IPD sowie NBPP-Krankenhauskosten in Höhe von ca. 8.600 Euro bzw. 3.200 Euro angesetzt. [7] Damit ergeben sich Hospitalisierungskosten von etwa 324-372 Mio. Euro pro Jahr. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten aufgrund erhöhter Komorbidität (insbesondere chronisch neurologisch und kardial), Folgeerkrankungen sowie Produktivitätsverlusten durch temporäre oder dauerhafte Arbeitsunfähigkeit und vorzeitige Todesfälle signifikant höher sind.