Themenblatt: Zuckergehalte von Lebensmitteln
Stand: 08.12.2020
Kernaussagen
- Laut den Daten des Produktmonitorings (2019) enthalten gesüßte Limonaden pro 100 ml im Median etwa 9 g Zucker.
- Frühstückscerealien mit Kinderoptik enthalten pro 100 g im Median 24 g Zucker, gesüßte Milchprodukte mit Kinderoptik 12 g.
- Die medianen Zuckergehalte von Frühstückscerealien und gesüßten Milchprodukten sind in den vergangenen Jahren leicht gesunken, liegen aber immer noch deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation.
Hintergrund
Eine hohe Aufnahme zugesetzten Zuckers kann sich ungünstig auf die Gesundheit auswirken und die Entwicklung von Adipositas fördern [1, 2]. Zum einen geht eine hohe Aufnahme von zugesetztem Zucker häufig mit einer hohen Energieaufnahme und einer unausgewogenen Ernährung einher [1, 3]. Zum anderen wird vermutet, dass zugesetzter Zucker bestimmte Stoffwechselprozesse (z. B. die Insulinausschüttung) ungünstig beeinflussen und somit die Gesundheit beeinträchtigen kann [4]. Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sollte zugesetzter Zucker folglich nur in geringen Mengen verzehrt werden [5, 6]. In der Produktion von Lebensmitteln wird Zucker unter anderem eingesetzt, um diese zu süßen, haltbar zu machen und/oder in ihrer Textur zu verändern [7]. Eine wirksame Maßnahme, um die Aufnahme von zugesetztem Zucker in der Bevölkerung zu senken, ist die Reduktion des Zuckergehaltes von verarbeiteten Lebensmitteln [8]. Im Dezember 2018 wurde vom Bundeskabinett eine „Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ verabschiedet, um die Nährstoffprofile von verarbeiteten Lebensmitteln zu verbessern und somit einen Beitrag zur Prävention von Adipositas zu leisten [9]. Im Fokus stehen dabei vor allem verarbeitete Lebensmittel, die explizit an Kinder und Jugendliche vermarktet werden. Hierzu gehören unter anderem gesüßte Erfrischungsgetränke, Frühstückscerealien und gesüßte Milchprodukte. Die im Folgenden berichteten Indikatoren liefern regelmäßig Informationen über den Zuckergehalt dieser Lebensmittel.
Indikatoren und Datenquellen
Indikatoren für die Zuckergehalte adipositasrelevanter Lebensmittel sind die mittleren Zuckergehalte (Mediane) von gesüßten Erfrischungsgetränken (Indikator D.4.7), Frühstückscerealien (Indikator D.4.8) und gesüßten Joghurt- und Quarkzubereitungen (Indikator D.4.9). Im Falle der gesüßten Erfrischungsgetränken und der Frühstückscerealien werden die Zuckergehalte der Lebensmittel mit Kinderoptik und der Lebensmittel insgesamt (inklusive Lebensmittel mit Kinderoptik) verglichen, im Falle der gesüßten Joghurt- und Quarkzubereitungen werden die Zuckergehalte von Produkten mit Kinderoptik und Produkten ohne Kinderoptik verglichen. Als Lebensmittel mit Kinderoptik werden Produkte bezeichnet, deren Verpackungs- oder Produktgestaltung gezielt Kinder adressiert (z. B. durch Comicfiguren) bzw. deren Produktnamen sich an Kinder (z. B. „Schokobären“) oder an deren Eltern (z. B. „für die Kleinen“) richtet [10].
Datenquelle ist das Produktmonitoring des Max Rubner-Instituts (MRI), das regelmäßig Informationen über die Energie- und Nährstoffgehalte von ausgewählten verarbeiteten Lebensmitteln liefert [11]. In der Basiserhebung, die im Jahr 2016 erfolgte, wurden die Energie- und Nährstoffgehalte von 12.500 verarbeiteten Lebensmitteln erfasst [12]. Im Jahr 2018 folgte eine Zusatzerhebung, in der 1.638 gesüßte Erfrischungsgetränke untersucht wurden [13]. Die erste Folgeerhebung des Produktmonitorings, die im Jahr 2019 durchgeführt wurde, umfasste 4.873 verarbeitete Lebensmittel [10]. Anhand der Daten des Produktmonitorings können Informationen über den Zuckergehalt der untersuchten Lebensmittel gewonnen werden.
Ergebnisse
Laut den Daten des Produktmonitorings (2019) enthalten gesüßte Limonaden im Median 8,8 g Zucker pro 100 ml (Indikator D.4.7). Das heißt, dass der Zuckergehalt bei der Hälfte der untersuchten Limonaden über diesem Wert liegt. Gesüßte Colas und Cola-Mischgetränke enthalten im Median 9,9 g Zucker pro 100 ml, Erfrischungsgetränke mit Kinderoptik 5,0 g Zucker pro 100 ml. Im Vergleich zur Basiserhebung im Jahr 2018 ist der mediane Zuckergehalt von zuckergesüßten Limonaden, Colas und Cola-Mischgetränken relativ konstant geblieben. Die untersuchten Erfrischungsgetränke mit Kinderoptik enthielten im Jahr 2019 im Median 2,7 g weniger Zucker als im Jahr 2018.

Frühstückscerealien enthalten pro 100 g im Median 17,0 g Zucker (Indikator D.4.8). Bei Frühstückcerealien mit Kinderoptik beträgt der mediane Zuckergehalt 23,9 g. Im Vergleich zur Basiserhebung im Jahr 2016 ist der mediane Zuckergehalt von Frühstückscerealien leicht gesunken. Insbesondere der Zuckergehalt der an Kinder gerichteten Frühstückscerealien liegt jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau.

Gesüßte Joghurt- und Quarkzubereitungen ohne Kinderoptik enthalten pro 100 g im Median 13,0 g Zucker (Indikator D.4.9). Bei gesüßten Joghurt- und Quarkzubereitungen mit Kinderoptik beträgt der mediane Zuckergehalt 11,8 g. Im Vergleich zur Basiserhebung im Jahr 2016 ist der mediane Zuckergehalt von gesüßten Joghurt- und Quarkzubereitungen um 0,7 g bei Produkten ohne Kinderoptik und um 1,7 g bei Produkten mit Kinderoptik gesunken.

Einordnung der Ergebnisse
Laut den Daten des Produktmonitorings sind die medianen Zuckergehalte von Frühstückscerealien und gesüßten Milchprodukten in den vergangenen Jahren nur geringfügig gesunken. Bei zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken war nur bei Produkten mit Kinderoptik eine relevante Abnahme des medianen Zuckergehaltes zu beobachten. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss beachtet werden, dass sich die medianen Zuckergehalte dieser Lebensmittel nach wie vor auf einem hohen Niveau befinden. Laut den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln, die an Heranwachsende vermarktet werden, sollten Erfrischungsgetränke gar keinen Zucker, Frühstückscerealien höchstens 15 g Zucker pro 100 g und Milchprodukte wie Joghurtzubereitungen maximal 10 g Zucker pro 100 g enthalten [14]. Um diese Empfehlungen zu erreichen, sollten die Zuckergehalte von verarbeiteten Lebensmitteln weiter reduziert werden. Die „Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ setzt auf freiwillige Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie. Die Wirksamkeit solcher freiwilligen Maßnahmen ist allerdings umstritten [8] (siehe Themenblatt: Policy-Maßnahmen). So fordern unter anderem Fachgesellschaften wie die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) verbindliche Vorgaben für die Lebensmittelindustrie, die zeitnah zu einer deutlichen Reduktion des Zuckergehaltes von verarbeiteten Lebensmitteln führen [15].
Literatur
- Vos MB, Kaar JL, Welsh JA et al. (2017) Added sugars and cardiovascular disease risk in children: a scientific statement from the American Heart Association. Circulation 135(19):e1017-e1034
- Fidler Mis N, Braegger C, Bronsky J et al. (2017) Sugar in infants, children and adolescents: a position paper of the European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition Committee on Nutrition. Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition 65(6):681-696
- Louie JC, Tapsell LC (2015) Association between intake of total vs added sugar on diet quality: a systematic review. Nutrition Reviews 73(12):837-857
- Stanhope KL, Goran MI, Bosy-Westphal A et al. (2018) Pathways and mechanisms linking dietary components to cardiometabolic disease: thinking beyond calories. Obesity Reviews 19(9):1205-1235
- World Health Organization (WHO) (2015) Guideline: sugars intake for adults and children. WHO, Geneva
- Ernst JB, Arens-Azevêdo U, Bitzer B et al. (2018) Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland. Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Deutsche Diabetes Gesellschaft,Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bonn
- Clemens RA, Jones JM, Kern M et al. (2016) Functionality of sugars in foods and health. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety 15(3):433-470
- Hashem KM, He FJ, MacGregor GA (2019) Effects of product reformulation on sugar intake and health – a systematic review and meta-analysis. Nutrition Reviews 77(3):181-196
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2018) Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten
- Demuth I, Busl L, Ehnle-Lossos M et al. (2020) Produktmonitoring 2019 Ergebnisbericht, Version 2.0. Max Rubner-Institut, Karlsruhe
- Max Rubner-Institut (MRI) (2020) Produktmonitoring. www.mri.bund.de/de/themen/reduktion-von-zucker-fett-und-salz/produktmonitoring (Stand: 14.09.2020)
- Max Rubner-Institut (MRI) (2017) Häufig im Lebensmitteleinzelhandel gekaufte industriell vorgefertigte Produkte und ihre Energie- und Nährwertgehalte, insbesondere Fett, Zucker und Salz. MRI, Karlsruhe
- Max Rubner-Institut (MRI) (2018) Zuckergehalte von zuckergesüßten Erfrischungsgetränken: Differenzierung von Produktuntergruppen und Berechnung von Quartilen. MRI, Karlsruhe
- WHO Regional Office for Europe (WHO Europe) (2015) Nutrient Profile Model. WHO Europe, Copenhagen
- Gerlach S (2019) Freiwillige Nationale Reduktionsstrategie ist nicht wissenschaftsbasiert. Gemeinsame Pressemitteilung von DAG, DGKJ, AOK-BV, BVKJ vom 19.02.2019. www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2019/1902_PI_Reduktionsstrategie.pdf (Stand: 15.09.2020)