Das Monkeypox-Virus (MPVX) weist zwei genetische Kladen (I und II) auf. Das internationale Mpox-Geschehen seit Mai 2022 geht auf Klade IIb zurück. Infektionen der Klade I hingegen wurden bislang ausschließlich in Zentralafrika beobachtet, darunter auch in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Berichte aus humanen Fallserien, aber auch Tierversuchen weisen darauf hin, dass mit Klade I durchschnittlich eher schwerere Krankheitsverläufe assoziiert sind. Infektionen im internationalen Mpox-Ausbruchsgeschehen seit Mai 2022 (Klade IIb) sind bislang ganz überwiegend durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung im Rahmen sexueller Aktivitäten, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), bestimmt. Dieser Transmissionsweg war für Klade I lange nicht beschrieben.
Seit 2023 ist ein großes Ausbruchsgeschehen mit Klade-I-Viren in der Demokratischen Republik Kongo beschrieben (siehe u.a. Informationen des ECDC vom 5.4.2024). In diesem Rahmen wurde erstmals auch eine sexuelle Übertragbarkeit für Klade-I-Viren dokumentiert (eine detaillierte Fallbeschreibung der ersten bekannten sexuellen Übertragungen ist im Fachjournal Emerging Infectious Diseases von Januar 2024 erschienen). Im Zusammenhang mit den sexuellen Übertragungen wurde eine neue Virusvariante der Klade I entdeckt, die der WHO zufolge auf eine weitere Anpassung des Virus an den Menschen hinweist (siehe Disease Outbreak News der WHO vom 14.6.2024).
In dem Ausbruch in DRK ist der Anteil tödlich verlaufender Fälle im Vergleich zum internationalen Ausbruchsgeschehen mit Klade IIb höher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die diagnostischen, therapeutischen und Impf-Kapazitäten in der DRK deutlich eingeschränkter sind als etwa in Deutschland, was möglicherweise auch ein Grund für die bisher dokumentierten schwereren Krankheitsverläufe durch Klade I sein könnte. Die Datenlage dazu, und insbesondere bei einem sexuellen Übertragungsweg, ist aber noch nicht ausreichend.
In Deutschland wurden im Ausbruchsgeschehen seit Mai 2022 bislang nur Infektionen mit Klade IIb berichtet, keine mit Klade I (siehe auch Situationsbeschreibung Mpox in Deutschland). Das RKI geht aktuell nicht von einer erhöhten Gefährdung in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber weiter sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an.
Für die medizinische Versorgung und den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland ergeben sich zunächst keine anderen Maßnahmen aus der Tatsache, dass Klade I auch sexuell übertragbar ist. Die Diagnostik, Behandlung und auch die Indikation zur Impfung unterscheiden sich zwischen Klade I und II nicht. Dies gilt auch für die weiteren Maßnahmen zum Infektionsschutz.
Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten hat eine entsprechende Risikobewertung (5.12.2023) veröffentlicht.
Stand: 26.06.2024