Schutzimpfung gegen Japanische Enzephalitis: Häufig gestellte Fragen und Antworten

Stand:  30.07.2020

  • Die Japanische Enzephalitis (JE) ist eine Viruserkrankung, die durch überwiegend nachtaktive Stechmücken übertragen wird. Ein Infektionsrisiko besteht ausschließlich in den Endemiegebieten der asiatisch-pazifischen Region (siehe 6. Welche Länder gehören zu den Endemiegebieten für eine Infektion mit dem Japanische Enzephalitis Virus?). Schätzungen zufolge treten in den Endemiegebieten pro Jahr etwa 67.900 Fälle mit Erkrankungssymptomen auf. Die Zahl der tatsächlichen Fälle könnte nach WHO-Angaben allerdings bis zu zehn Mal höher sein.

    Stand:  30.04.2020

  • Nach dem Stich einer infizierten Mücke dauert es etwa 5-15 Tage, ehe Krankheitssymptome auftreten (Inkubationszeit).

    Die meisten Infektionen mit dem JEV verlaufen allerdings ohne Symptome. Von den Patienten, die Symptome entwickeln, erkranken die meisten nur mit grippeähnlichen Symptomen. Einer von 250 symptomatischen Patienten erkrankt schwer und entwickelt neurologische Symptome wie Meningismus (Nackensteifigkeit), Verwirrtheit, Verhaltensänderungen, Lähmungen, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen.B ei einem schweren Krankheitsverlauf kommt es bei 30-50 % der überlebenden Patienten zu dauerhaften psychiatrisch-neurologischen Schädigungen wie zum Beispiel schweren motorischen Defiziten, kognitiven und sprachlichen Defiziten oder wiederkehrenden Krampfanfällen. Etwa ein Drittel der Patienten stirbt.

    Reisende können sich bei Aufenthalten in Endemiegebieten mit dem JEV infizieren. Der insgesamt niedrigen allgemeinen Wahrscheinlichkeit einer Infektion für den Einzelnen steht der möglicherweise schwere Verlauf der Erkrankung gegenüber. Eine genaue Angabe der Höhe der Wahrscheinlichkeit einer Infektion bzw. eines schweren Krankheitsverlaufs bei Reisenden ist nicht möglich, da diese von vielen Faktoren abhängen: Reisedauer, besuchte Region, Unterbringung, Alter und Vorerkrankungen des Reisenden.

    Stand:  30.04.2020

  • Die Impfung gegen JE ist sowohl Reisenden unter bestimmten Bedingungen empfohlen, als auch Laborpersonal, das mit vermehrungsfähigen JE-Virus-Wildtypstämmen arbeitet.

    Reiseimpfung
    Aufenthalte in Endemiegebieten (Südost-Asien, weite Teile von Indien, Korea, Japan, China, West-Pazifik, Nordaustralien) während der Übertragungszeit, insbesondere bei:

    • Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete
    • Langzeitaufenthalt (>4 Wochen)
    • wiederholten Kurzzeitaufenthalten
    • voraussehbarem Aufenthalt in der Nähe von Reisfeldern und Schweinezucht (nicht auf ländliche Gebiete begrenzt)

    Bei Reisenden, die sich während der Übertragungszeit, aber weniger als 4 Wochen in Endemiegebieten aufhalten, sollten für eine Impfentscheidung weitere Risikofaktoren berücksichtigt werden. Für Reisende über 65 Jahre kann eine Impfung beispielsweise erwogen werden, da das Risiko einer invasiven schweren JE-Erkrankung mit dem Alter steigt.

    Für Kurzzeitreisende (unter 4 Wochen), die sich außerhalb der Übertragungszeit in Endemiegebieten aufhalten, ist eine JEV-Impfung nicht vorrangig empfohlen. Auf Grund der guten Verträglichkeit des Impfstoffs kann aber auch bei Reisenden, die einen bestmöglichen Schutz wünschen, die Indikation großzügig gestellt werden.

    Beruflich indizierte Impfung
    Eine JEV-Impfung ist auch für Laborpersonal empfohlen, das gezielt mit vermehrungsfähigen JEV-Wildtypstämmen arbeitet.

    Stand:  30.04.2020

  • In Deutschland ist zum Schutz vor der Japanischen Enzephalitis (JE) ein inaktivierter Impfstoff zugelassen (IXIARO), der den JE-Virusstamm SA14-14-2 enthält. Die Grundimmunisierung besteht für alle Altersklassen aus zwei Impfstoffdosen, die Auffrischungsimpfung erfolgt mit einer Impfstoffdosis. Der Impfstoff ist ab dem Alter von 2 Monaten zugelassen, wobei für Kinder im Alter von 2 Monaten bis 3 Jahren die Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen à 3 µg (0,25 ml) im Abstand von 4 Wochen erfolgt. Ab dem Alter von 3 Jahren erhalten Kinder bei jeder Impfung die Erwachsenendosis à 6 µg (0,5 ml) im Abstand von 4 Wochen.

    Nur für Erwachsene zwischen 18-65 Jahren ist ein Schnellimpfschema zugelassen, bei dem die beiden Dosen im Abstand von einer Woche gegeben werden können, falls kurzfristig für einen Impfschutz gesorgt werden muss.

    Bei einem weiterhin bestehenden oder wiederholten Expositionsrisiko (Indikation zur Impfung) wird nach 12 bis 24 Monaten eine weitere Impfstoffdosis (Auffrischimpfung) gegeben. Bei weiterhin bestehender Impfindikation wird eine weitere Auffrischimpfung 10 Jahre nach der ersten Auffrischimpfung empfohlen.

    Unabhängig davon, ob nach dem Standard- oder dem Schnellimpfschema geimpft wurde, sollte die Grundimmunisierung ca. 1 Woche vor Aufenthalt in einem Endemiegebiet abgeschlossen sein.

    Stand:  30.04.2020

  • Die verfügbaren klinischen Daten zu IXIARO zeigen, dass mehr als 93% der Kinder und Erwachsenen nach zwei Impfstoffdosen eine Immunität gegen das JEV aufweisen. Zur Immunität bei älteren Reisenden gibt es nur wenige Daten. Diese zeigen, dass das Impfansprechen ab dem Alter von 65 Jahren - wie bei anderen Impfstoffen auch - schlechter ist als bei Jüngeren. Das Vorhandensein von Antikörpern gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) scheint die Immunantwort eines JEV-Impfstoffes positiv zu beeinflussen; es ist jedoch unklar, ob dieses Phänomen auch mit einer höheren Impfeffektivität einhergeht.

    Auch die Verträglichkeit des Impfstoffs ist bei Kindern und Erwachsenen gut. In retrospektiven Analysestudien lag die Anzahl an schweren unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei <0.13%. Bislang sind weder Todesfälle nach Impfung mit IXIARO noch tödlich verlaufende JEV-Erkrankungen bei Geimpften bekannt.

    Stand:  30.04.2020

  • Abb. 1: Geographische Ausbreitung des Japanische Enzephalitis Virus 2019*

    Geografische Ausbreitung des Japanische Enzephalitis Virus 2019. Quelle: Robert Koch-Institut, adaptiert nach CDC, 2019
    © RKI, adaptiert nach CDC, 2019 [24]

    Eine Auflistung der Endemiegebiete findet sich unter dem folgenden Link: https://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2020/travel-related-infectious-diseases/japanese-encephalitis

    Stand:  30.04.2020

  • Neuere Daten zu reiseassoziierten JEV-Erkrankungen zeigen, dass 70% der Erkrankungen bei Kurzzeitreisenden auftraten. Zudem hatten sich 35% der Erkrankten außerhalb der Übertragungszeit in einem Risikogebiet aufgehalten. Daher sollten im Rahmen einer reisemedizinischen Beratung individuell mit jedem Reisenden die Punkte besprochen werden, die für oder gegen eine Impfung sprechen. Hierbei sollten u.a. die niedrige Wahrscheinlichkeit einer Infektion für den Einzelnen, der möglicherweise schwere Verlauf der Erkrankung, weitere Risikofaktoren für eine JEV-Infektion sowie die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des Impfstoffs Berücksichtigung finden.

    Stand:  30.04.2020

  • Ein umfassender Mückenschutz schützt nicht nur vor einer Infektion mit dem JE-Virus sondern auch vor anderen, durch Stechmücken übertragbare, Infektionen. Reisende, die sich in Gebieten mit Stechmücken aufhalten, sollten sowohl tagsüber als auch nachts an einen umfassenden Mückenschutz denken. Dazu gehören die Übernachtung in Unterkünften mit Klimaanlage, ein Fenster-Mückennetz und/oder Moskitonetz über dem Bett und ein adäquater Mückenschutz am Tag durch das Imprägnieren der Kleidung und das Auftragen von Repellents (Mückenschutzmittel) für die unbedeckte Haut.

    Stand:  30.04.2020