Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Rizin-Intoxikation
Stand: 28.05.2019
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Rizin ist ein pflanzliches Toxin aus den Samen der Rizinuspflanze (Ricinus communis), die auch unter dem Namen „Palma Christi“ oder „Wunderbaum“ bekannt ist.
Stand: 22.06.2018
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Ricinus communis wird in großen Mengen in tropischen und gemäßigten Klimazonen zur Gewinnung von Rizinusöl angebaut. In tropischen Regionen wächst die Pflanze zu einem Baum von bis zu acht Metern Höhe. Auch in Deutschland wird Ricinus communis als Zierpflanze kultiviert.
Stand: 22.06.2018
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Rizin kann in die Körperzellen eindringen und dort die Produktion von Proteinen blockieren. Dies führt zum Tod der Zellen und entsprechenden Symptomen (siehe „ Was sind die Symptome einer Rizin-Intoxikation?“ ).
Stand: 22.06.2018
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Es gibt im Wesentlichen vier verschiedene Arten der Vergiftung durch Rizin:
Über die Nahrung (oral), durch Stich- und Schnittverletzungen (parenteral), als Aerosol durch die Luft (inhalativ) und auf der intakten Haut (dermal). Die klinischen Symptome einer Rizinvergiftung sind abhängig von der Art der Vergiftung und anderen Parametern, z.B. der aufgenommenen Menge.Folgende Symptome können auftreten:
- Oral: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und heftige Magen-/Darmkrämpfe als erste Zeichen
- Parenteral: starke Schmerzen an der Einstichstelle bzw. Schnittverletzung, schweres allgemeines Krankheitsgefühl, Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Schock
- Inhalativ: schwere respiratorische Symptome (trockener Husten, Atemnot), Hautausschlag , Schleimhautschwellungen im Bereich der Atemwege
- Dermal: Systemische Intoxikationen nach dermaler Exposition wurden bei intakter Haut nicht berichtet. Aussagekräftige Studien, ob das Toxin auch über Mikroverletzungen der Haut aufgenommen werden kann, gibt es nicht. Allergisch-toxische Reaktionen sind jedoch möglich, inkl. Hautausschlag mit Juckreiz, Rötung (Erythem), Blasenbildung und Schmerzen.
Für weitere Informationen siehe RKI-Ratgeber zu Rizin-Intoxikation.
Stand: 28.05.2019
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Die Wirkung des Toxins beginnt sofort. Abhängig von der Art der Vergiftung und der aufgenommen Menge von Rizin dauert es aber unterschiedlich lang, bis die ersten Vergiftungszeichen auftreten.
- Oral: erste Zeichen innerhalb weniger Stunden bis hin zu 48 Stunden
- Parenteral: erste Anzeichen über initial starke Schmerzen an Injektionsstelle bis hin zu weiteren Symptomen innerhalb von 24 Stunden
- Inhalativ: innerhalb von 4-8 Stunden nach Aufnahme treten erste Zeichen aus bis hin zu weiteren Symptomen innerhalb von 18-24 Stunden
- Dermal: unbekannt
Für weitere Informationen siehe RKI-Ratgeber zu Rizin-Intoxikation.
Stand: 22.06.2018
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Die Therapie bei Intoxikationen mit Rizin erfolgt symptomatisch.
- Oral: Grundsätzlich steht nach einer oralen Intoxikation die Substitution von Flüssigkeit im Vordergrund. Die orale Intoxikation verläuft nur sehr selten tödlich. Die häufigsten Komplikationen entstehen durch den ausgeprägten Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Daher ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (intravenös oder oral) und eine engmaschige Überwachung des Elektrolythaushaltes zu achten.
Liegt die orale Aufnahme des Rizins nicht länger als 60 Minuten zurück, kann nach strenger Indikationsstellung eine endoskopisch gestützte Giftentfernung erwogen werden. - Parenteral: Die parenterale Intoxikation mit Rizin erfordert eine sofortige intensivmedizinische Überwachung und Behandlung.
- Inhalativ: Die inhalative Intoxikation mit Rizin erfordert eine sofortige intensivmedizinische Überwachung und Behandlung. Es kann jederzeit ein Lungenversagen auftreten.
- Dermal: Bei diesem Intoxikationsweg ist nicht mit schwerwiegenden Krankheitsverläufen zu rechnen, denn das Toxin wird über diesen Weg nicht systemisch im Körper verteilt und kann die gesunde Haut nur unzureichend oder gar nicht durchdringen. Es ist von einer symptomatischen Behandlung der betroffenen Hautareale auszugehen.
Für weitere Informationen siehe RKI-Ratgeber zu Rizin-Intoxikation.
Stand: 22.06.2018
- Oral: Grundsätzlich steht nach einer oralen Intoxikation die Substitution von Flüssigkeit im Vordergrund. Die orale Intoxikation verläuft nur sehr selten tödlich. Die häufigsten Komplikationen entstehen durch den ausgeprägten Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Daher ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (intravenös oder oral) und eine engmaschige Überwachung des Elektrolythaushaltes zu achten.
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Nein, ein Impfstoff ist nicht zugelassen. An der Entwicklung von Rizin-Impfstoffen wird geforscht.
Stand: 22.06.2018
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Es gibt keine besonderen Risikogruppen.
Je nach Art der Vergiftung können unterschiedliche individuelle Faktoren der Patienten (z.B. allgemeiner Gesundheitszustand, Füllungszustand des Magens) jedoch den Verlauf und die Symptomatik entscheidend beeinflussen.Stand: 22.06.2018
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Für den labortechnischen Nachweis von Rizin stehen immunologische Techniken, wie z.B. ELISA oder Modifikationen dieser Technik zur Verfügung.
Für weitere Informationen siehe Speziallabor für biologische Toxine im Robert Koch-Institut.Stand: 22.06.2018
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Das Toxin kann von betroffenen Hautarealen durch gründliches Waschen unter fließendem Wasser mit reichlich Seife entfernt werden. Weiterhin sollten Betroffene ggf. die Kleidung wechseln und verschlossen aufbewahren. Es sollte eine Selbstbeobachtung, eventuell mit ärztlicher Beratung, erfolgen, bis eine Rizin-Exposition sicher ausgeschlossen werden kann.
Stand: 22.06.2018
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Nein. Rizin ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Betroffene bzw. Personen, bei denen der Verdacht einer Vergiftung besteht, müssen deshalb auch nicht isoliert werden.
Stand: 22.06.2018
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Bisher gibt es nur wenige Daten zur Dekontamination von Räumen und Gegenständen. Welche Dekontaminationsverfahren angewandt werden sollen, müssen Experten von Fall zu Fall entscheiden. Generell wird der Einsatz von Peressigsäure (PES)-Lösung oder einer wässrigen Lösung aus Bleichmittel, Haushaltsessig und Wasser zur Dekontamination nach Rizin-Kontamination empfohlen.
Für weitere Informationen siehe RKI-Ratgeber zu Rizin-Intoxikation.
Stand: 21.06.2018