Gerner P, Schmitz H, , Daschner F, Niedrig M, Wirth S (2003): Die Pocken - Prävention, Diagnose und Therapie einer ausgerotteten Erkrankung
Monatsschr. Kinderheilkd. 151: 893-907. Online publiziert: 23. Juli 2003, DOI 10.1007/s00112-003-0768-0.
Die Pocken (Variola, Blattern, smallpox) gehörten bis zu ihrer Eradikation im Jahre 1978 weltweit zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie sind eine akut verlaufende, hochfieberhafte, exanthematische Virusinfektion, die nach Tröpfcheninfektion oder direktem Kontakt mit virushaltigem Sekret übertragen wird. Aufgrund ihrer hohen Kontagiosität und Mortalitätsraten von bis zu 30–40% stellen sie heute eine potenzielle Biowaffe dar. Die Diagnose orientiert sich am typischen klinischen Verlauf. Nach raschem Fieberanstieg, der mit Kopf- und Rückenschmerzen einhergeht, entwickelt sich nach 2–4 Tagen ein charakteristischer kopf- und extremitätenbetonter Hautausschlag. In der Initialphase ist die Abgrenzung zu anderen Viruserkrankungen – gerade den Windpocken – nicht einfach. Die Sicherung des Pockenverdachts geschieht durch die Elektronenmikroskopie virushaltigen Sekrets und neuerdings als spezifischster Methode mittels Polymerase-Ketten-Reaktion in speziell eingerichteten Hochsicherheitslaboratorien. Therapeutisch existiert keine kausale Behandlung. Neue Nukleosidanaloga, v. a. ein Derivat von Cidofovir, bieten jedoch hoffnungsvolle Ansätze. Der Artikel stellt Grundlagen, Erkennung und Verlauf der Erkrankung sowie konkrete Hinweise zum Vorgehen bei Pockenverdacht dar.