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Abstract zur Publikation: Stadt-Land-Unterschiede im Rauchverhalten

Völzke H, Neuhauser H, Moebus S, Baumert J, Berger K, Stang A, Ellert U, Werner A, Döring A (2007): Stadt-Land-Unterschiede im Rauchverhalten
Public Health Forum 15 (1): 6-8. Epub May 8.doi: 10.1016/j.phf.2007.01.018.

Die Gefahr des Rauchens für die individuelle Gesundheit ist unbestritten. Während es eine Reihe von Untersuchungen in Deutschland gibt, die die Prävalenz des Tabakkonsums bundesweit erhoben haben, ist nur wenig zu regionalen Unterschieden des Rauchverhaltens bekannt. Solche regionalen Unterschiede könnten indirekte Hinweise auf die Effektivität der derzeitigen Antirauch-Politik liefern und Erkenntnisse generieren, die wichtig für die Planung von effizienten Antirauch-Kampagnen wären.

Um die Unterschiede im Rauchverhalten zwischen Bewohnern von Großstädten, städtischen und ländlichen Regionen zu untersuchen, nutzten wir zunächst die Daten des Mikrozensus 1999. Für die Analyse standen Daten von 181.324 Personen im Alter von >10 Jahren zur Verfügung. Alle Analysen berücksichtigten wichtige Confounder für den untersuchten Zusammenhang wie das Alter, Familienstand, die Bildung und das Einkommen. Es konnte nachgewiesen werden, dass Bewohner von großstädtischen Räumen tatsächlich das höchste Risiko hatten Raucher zu sein, wobei dies besonders auf Frauen zutraf. Die Odds Ratio (OR) für aktuellen Tabakkonsum (95%-Vertrauensintervall, CI) betrug für männliche Bewohner von Großstädten im Vergleich zu männlichen Bewohnern ländlicher Regionen 1,41 (1,34; 1,48). Bei Frauen betrug die OR 1,76 (95% CI 1,67; 1,86) und war damit deutlich erhöht. Bewohner städtischer Regionen hatten ebenfalls ein erhöhtes Risiko, starke Raucher (durchschnittlicher täglicher Konsum von mehr als 20 Zigaretten pro Tag) zu sein. Ähnliche Ergebnisse wurden für die abhängige Variable “jemals Rauchen” erzielt.

In weiteren Analysen wurde der Frage nachgegangen, ob diese Erkenntnisse bei Nutzung anderer Datenressourcen repliziert werden können. Hierzu wurden Daten des für Deutschland repräsentativen Bundes-Gesundheitssurveys 1998 und vier regionaler Bevölkerungsstudien (Study of Health in Pomerania [SHIP], Kooperative Gesundheitsstudie im Raum Augsburg [KORA], Heinz Nixdorf RECALL Studie und Dortmunder Gesundheitsstudie) verwendet. SHIP ist repräsentativ für die ländliche Bevölkerung im Nordosten und KORA für die gemischt ländlich-städtische Bevölkerung im Süden Deutschlands. Für die Heinz Nixdorf RECALL Studie und die Dortmunder Gesundheitsstudie wurden Einwohner des Ruhrgebietes rekrutiert. Insgesamt wurden für die Analyse Daten von 19.790 Personen im Alter von 25 bis 74 Jahren berücksichtigt.

Die auf die europäische Bevölkerungsstruktur standardisierte Prävalenz des aktuellen Rauchens in der deutschen Erwachsenenbevölkerung betrug 37,6% bei Männern und 28,2% bei Frauen. Im regionalen Vergleich fanden sich allerdings sowohl bei Männern als auch bei Frauen aus dem ländlichen Vorpommern (SHIP) weniger aktuelle Raucher und Raucherinnen im Vergleich zum ostdeutschen Durchschnitt des Bundes-Gesundheitssurveys. Auch KORA-Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus der gemischt städtisch-ländlichen Region um Augsburg waren im Vergleich zum westdeutschen Durchschnitt weniger häufig aktuelle Raucher. Im mittleren Lebensalter von 45 bis 64 Jahren fanden sich insbesondere in den beiden Ruhrgebietsstudien vor allem bei Frauen die höchsten Anteile aktueller Raucherinnen. Die Prävalenz betrug in dieser Altersgruppe in der Heinz Nixdorf RECALL Studie 22,4% und lag damit um ca. 5 Prozentpunkte höher als in den anderen Studien.

Ähnliche Unterschiede ließen sich bezüglich der Anzahl durchschnittlich konsumierter Zigaretten nachweisen. Während im Osten Deutschlands lebende Raucher deutlich weniger Zigaretten konsumieren als diejenigen im Westen, rauchen Bewohner und Bewohnerinnen des Ruhrgebietes besonders häufig. Zum Beispiel konsumierten im Ruhrgebiet lebende Raucherinnen im Alter von 45 bis 74 Jahren circa drei Zigaretten pro Tag mehr als der westdeutsche und circa fünf Zigaretten pro Tag mehr als der ostdeutsche Durchschnittsbürger in diesem Alter. Bezüglich des Alters zum Rauchbeginn ließen sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen Stadt und Land nachweisen.

Wir schlussfolgern, dass in Deutschland die in Großstädten lebende Bevölkerung ein höheres Risiko für aktuellen Tabakkonsum aufweist als die in städtischen oder ländlichen Regionen lebende Bevölkerung. Der Zusammenhang zwischen Urbanität und Rauchverhalten könnte entscheidend durch eine optimierte Anti-Tabakpolitik beeinflusst werden und sollte bei der Umsetzung von präventiven Maßnahmen Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollte die Kenntnis regionaler Unterschiede des Rauchverhaltens die Motivation von Menschen in Regionen mit besonders hoher Prävalenz von Zigarettenkonsum heben, mehr für die Tabakprävention zu tun.

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