Espelage W, Eckmanns T (2013): Anstieg der gemeldeten Adenovirus-Keratokonjunktivitiden in Deutschland
Z. prakt. Augenheilkd. 34 (10): 417–42.
Zusammenfassung: Die Zahl der an das Robert Koch-Institut gemeldeten Fälle einer Adenovirus-Keratokonjunktivis (Keratokonjunctivitis epidemica) stieg von 230 im ersten Halbjahr 2010 auf 1198 im ersten Halbjahr 2013 an. Insbesondere ab Ende 2011 kam es zu mehreren großen nosokomialen Ausbrüchen. Betroffen sind Kinder unter 5 Jahren und ältere Personen. Dies könnte durch eine höhere Anzahl von Arztbesuchen in diesen Altersgruppen und somit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer nosokomialen Exposition gegenüber dem Erreger erklärt werden. Bei 42 von 49 Typisierungen des Erregers in Ausbrüchen (85,7 %) wurde Adenovirus Typ 8 nachgewiesen. Da die heute bevorzugte Methode des Adenovirusnachweises (PCR) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird und deshalb häufig keine Labordiagnostik durchgeführt wird, ist eine deutliche Unterschätzung der Fallzahlen wahrscheinlich. Eine frühzeitige Erkennung des Krankheitsbildes ist jedoch wichtig, um durch geeignete Hygienemaßnahmen eine weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern.
Summary: Case numbers of adenovirus-ceratokonjunctivitis (Keratokonjunctivitis epidemica) reported to the Robert Koch-Institute increased from 230 in the first half of 2010 up to 1198 in the first half of 2013. Starting late in 2011, several large nosocomial outbreaks occurred. Especially affected were children younger than 5 years and elderly persons. An explanation could be a higher frequency of medical consultations in these age groups and hence a higher likelihood for nosocomial exposition to the pathogen. Adenovirus Typ 8 was identified in 42 out of 49 typings of the pathogen in outbreak cases. As the contemporary laboratory method preferred for adenovirus identification (PCR) is not reimbursed by the public health insurance system (Gesetzliche Krankenkassen) and subsequently laboratory analysis is not performed in many cases, a pronounced underestimation of the number of cases is likely. Early recognition of the disease is important for timely implementation of hygiene measures in order to contain the spread of the pathogen.